Hyvästi Iso-Syöte – Hei Rantasalmi

Nun war der Tag des Abschieds in Iso-Syöte gekommen. Ich ging das letzte Mal zum Frühstücksbuffet und beobachtete das Wetter – es war immer faszinierend: selbst wenn der Morgen völlig vernebelt war, hatte es SPÄTESTENS zum Mittag gänzlich aufgeklart. Man konnte richtig zuschauen, wie sich die Wolken auflösten oder weiterzogen.

Auch die Trucks sind inzwischen auf locker über 200 (faktisch tatsächlich 235) Teilnehmende angewachsen. Dieses Festival wird sicher ein voller Erfolg werden. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, geht es nicht nur darum, seinen Truck zu präsentieren. Wer eine Firma mit entsprechendem Zubehör oder Gimmicks hat, ist genauso vertreten, wie diejenigen, die Dienstleistungen anbieten. Vom selbständigen Fahrer über Baufirmen bis hin zu Designkünstlern, die jeden Truck/jedes Fahrzeug individuell gestalten.

Da ich aber noch knapp 6 Stunden Fahrt bis Rantasalmi vor mir hatte, machte ich mich doch halbwegs zügig auf, um zu packen und auschecken zu können.
Es fällt mir nicht ganz leicht, zu fahren. Das Hotel, die Menschen, die ganze Umgebung waren einfach großartig! Wer Ruhe sucht, wird hier durchaus fündig. Ich werde aber zum Hotel selbst später nochmal ausführlicher in einem anderen Beitrag berichten.

Nachdem ich gegen halb 10 mein Gepäck verstaut, meine Karte abgegeben und meinen Crémant bezahlt hatte – das einzige Gläschen, dass ich mir zum „Tervetuola lomalle“ gegönnt habe – machte ich mein Navi bereit und fuhr los.

Die Fahrt selbst war erfreulich unspektakulär. Allerdings merkte man sehr genau, wann man den nördlichen Teil Finnlands verließ und in den südlichen Teil wechselte. Nicht nur, dass jetzt die Besiedelungen dichter wurden (immernoch absolut kein Vergleich zu Deutschland!), man konnte es auch an der Veränderung der Natur sehen. Auch im Süden gibt es viel Wald. Dieser ist jetzt aber mit deutlich mehr und anderen Laubbäumen durchsetzt. Die Sümpfe gibt es ebenfalls, aber plötzlich gibt es auch Wiesen, die im nördlichen Teil eher moosige und Farn-bewachsener Flächen sind. Die Menge an Beerensträuchern ist ebenfalls deutlich geringer. Aber auch hier gilt, alles kein Vergleich zu Deutschland. Wir haben extrem viele Menschen auf kleinem Raum. In Finnland ist zur besten Tageszeit so viel los, wie in Deutschland nachts um eins. Dennoch merkt man auch in Finnland einen riesigen Unterschied zwischen Stadt und Land.

Nach drei Stopps und ziemlich genau 5 Stunden und 45 Minuten (486km) kam ich dann in Rantasalmi – genauer gesagt dem „Järvisydän“ – an. Die letzten 3km führen hier ebenfalls wieder sehr kurvenreich, nicht mehr ganze so hoch, aber einigen steilen Auf und Ab, quer durch den Wald. Bis man spontan inmitten der Hotelanlage steht. Von der Hauptstraße aus bekommt man von den beiden Resorts überhaupt nichts mit – weder hörbar noch sichtbar.
Auf Järvisydän hatte ich mich richtig gefreut. Wer sich erinnert, hatte ich ursprünglich die erste Woche bereits über einen Veranstalter gebucht, der diese dann aber 3 Tage später wieder stornierte. Ich folgte dem Resort bereits seit Anfang des Jahres auf Instagram – es hatte mich regelrecht in seinen Bann gezogen: dieses rustikale, mittelalterlich-angelehnte Ambiente, die Lage direkt im Wald um am See gleichzeitig und diese Gemütlichkeit, die es ausstrahlte. Und dann war ich endlich angekommen – und mit einem Schlag völlig ernüchtert. Ja, es sah exakt aus wie auf den Bildern. Da wurde nichts dazugedichtet oder weggelassen. Aber diese beworbene Atmosphäre, sprang überhaupt nicht auf mich über. Die junge Dame an der Rezeption war freundlich und sowas in der Art wie herzlich. Herzlich wird in Järvisydän überall angeschrieben und beworben. Aber diese Gefühl wurde nicht transportiert – nicht an diesem Tag.
Nach dem Einchecken nahm ich meine Karte entgegen und fuhr zum ausgewiesenen Parkplatz, lud mein Gepäck aus und ging zu meiner freistehenden Panorama Suite mit Sauna und Jaccuzi. Dort angekommen traf mich wieder die Ernüchterung. Laut Beschreibung gibt es Geschirr, eine Kapselmaschine, einen Wasserkocher, eine Mikrowelle, Spülbecken und einen Kühlschrank. Das war auch alles vorhanden. Allerdings war der Mini-Kühlschrank als Mini-Bar zugestellt, mit derart unverschämten Preisen… Diesen Inhalt hab ich erstmal ausgeräumt und beiseite gestellt, da ich gleich selbst noch einkaufen gehen wollte. Immerhin war ich drauf eingestellt, dass ich nicht täglich ins (Hotel-)Restaurant gehen würde.

So machte ich mich nochmal auf, um direkt in Rantasalmi noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen für die nächsten Tage zu kaufen. Für‘s Frühstück brauchte ich dennoch nichts, das war im Aufenthalt inkludiert. Rantasalmi ist ein Ort mit nicht einmal 4.000 Einwohnern. Hat aber zwei riesige Supermärkte und zwei Tankstellen… das hat mich umgehauen. Von der Auswahl war ich auch ziemlich überfordert und ich stiefelte erstmal hin und her und überlegte, was ich denn nun eigentlich wollte und überhaupt lagern konnte.
Irgendwann hatte ich es dann geschafft, mich für Brot, Belag und Knabbergemüse zu entscheiden, blieb nur noch die letzte schwierige Auswahl des Tages: Lonkero und Bier

Das war dann verhältnismäßig einfach, da ich bereits wusste, welche Sorten mir schmecken und dass ich nur ein Stück pro Tag mitnehmen würde. Ich hab Urlaub und plane kein Besäufnis (aus diesem Alter bin ich sowieso inzwischen raus…, unglaublich, aber wahr 😉).

Zurück in der Hütte, hab ich als erstes die Sauna eingeschalten und bis diese aufgeheizt war, den Whirlpool genutzt. Und irgendwie versucht, den Euphoriedämpfer abzuschütteln.

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