Pyörä, suo ja minä

Als ich aufstand, schaute ich – wie immer – zuerst aus meinem Fenster. Einerseits um zu sehen, wie das Wetter wird und andererseits, wie weit der Aufbau des Truck-Weekends fortgeschritten war. Über Nacht haben sich nochmal mindestens 1/3 der bereits angereisten LKWs dazugesellt. Das wollte ich mir auf jeden Fall noch genauer ansehen, wenn ich von meiner Radtour zurück komme.

Ja, genau … eine Radtour. Mit einem richtig guten eFat-MTB … ein Fahrrad, mit extra dicken Reifen und voller Elektrounterstützung. Die war für mich auch nötig. Ich bin zwar nicht unsportlich, aber der Syöte-Nationalpark besteht nicht gerade aus Flachland… 14% Steigung kommen da mehr als einmal vor. Alleine der Weg zum Arctic Hilltop wechselt sich mit 5% und 14% Steigung ab; und das ist nur eine Seite des Iso-Syöte.

Nach dem Frühstück bin ich also zum Fahrradverleih marschiert und mir sämtliche Funktionen erklären lassen. Bei diesem Modell gibt es keine Gänge, sondern Widerstand, die E-Unterstützung gibt‘s in 4 Varianten plus eine, wenn man schieben muss oder möchte. Und als Feature – für mich wirklich spektakulär, kannte ich bisher nicht: Man kann den Sattel unterm Fahren einstellen, wie man ihn braucht.

Soweit so gut, Helm auf und offiziell so lange Fahrzeit, bis der Laden schließt. Dann mal los!

Mein Plan war, zuerst nach Pikku-Syöte zu fahren, dann weiter nach Kelosyöte und dann zurück und rüber nach Kellarilampi.

Da ich mich jetzt erstmal mit dem Gefährt vertraut machen musste, blieb ich vorerst auf der Straße. Allerdings muss ich sagen, dass ich dann – als ich auf dem Pikku-Syöte ankam – eine ganze Weile brauchte, um überhaupt die richtigen Wander-/Radwege zu finden. Irgendwie endete alles in einer Sackgasse – zumindest konnte ich es nicht erkennen, wo manche Strecken weitergegangen wären. Als ich dann doch irgendwann durch Zufall den richtigen Weg rüber nach Kelosyöte gefunden hab, war’s aber auch kein Problem mehr. Über Stock und Stein, durch Schlamm und Kies – ging alles richtig gut. Das hat richtig Spaß gemacht und ich bin einfach immer weiter gefahren.
Eine Sache, die ich in Finnland ja so richtig gut finde, sind diese ganzen Raststellen, die zum Großteil sogar Feuer- und Grillstellen haben. Auch das Feuerholz liegt direkt bereit. Das darf jeder Nutzen, wenn er dort vorbeikommt und Pause machen will.
Mein Weg führte mich quer durch den Wald und um Seen vorbei – größere, kleinere… und dann dachte ich, ich probiere den einen oder anderen MTB-Trail aus. Mancher funktionierte super, auf anderen bin ich umgekehrt, wenn ich merkte, ich bin dafür zu ungeübt.
Nachdem ich irgendwann dachte, dass mich nun meine Route zu weit weg führt, von dem, wo ich noch hinwollte, hab ich mich wieder in Richtung Pikku-Syöte aufgemacht. Den eigentlichen Weg dazu habe ich sogar wieder gefunden, obwohl ich ein paarmal kehrt machen musste, weil ich wieder auf einem schwierigen Trail gelandet bin.
Aber auch hier hab ich irgendwann die Route wieder gefunden und so war ich irgendwann wieder am Ausgangspunkt auf dem Pikku-Syöte. Und von hier aus fand ich tatsächlich auch die Sumpf-Route, die ich auf dem Hinweg nicht gesehen habe.

Selbstverständlich bin ich nun in die Sümpfe abgebogen. Das lief auch alles wirklich prima – die Planken waren neu und sauber. Stellenweise führte der Trail sogar gänzlich durchs Wasser. Aber mit diesen extra breiten Reifen war auch das überhaupt kein Problem. Ich war nur dazwischen etwas irritiert, als ich plötzlich von einem Profi überholt wurde. Ich hörte ihn nicht kommen und mindestens genauso schnell war er wieder verschwunden. Dann sah ich auch schon die Straße, die ich queren muss, um rüber nach Kellarilampi fahren zu können.
So schnell, wie ich die Straße sah, verschwand sie auch schon wieder. Um genau zu sein: aus meinem Blickfeld. In mein Blickfeld rückte innerhalb Millisekunden der Sumpf, der plötzlich da war… oder ich lag viel mehr drin. Tja… soviel dazu. Es wären vielleicht noch 50m zur Straße gewesen. Aber aus irgendeinem Grund rutschte ich mit dem Rad nach links und ich viel rechts in den Sumpf.
Ich raffte mich wieder auf und stellte fest, dass es echt blöd gelaufen ist. Meine Hose und Schuhe waren zwar schmutzig, aber dicht. Ganz im Gegensatz zu meiner Weste… die wasserdichte Jacke hatte ich für spontan auftrennendes schlechtes Wetter in den Rucksack gepackt – der das kurze Wasserbad übrigens auch locker dicht gehalten hat.
Nachdem ich nun aber einseitig am Arm durchgeweicht und zugesumpft war, war mein Ausflug hier nun zu Ende. Ich musste die Weste waschen, damit sie zu meiner Abreise morgen wieder trocken war. Zu allem Überfluss hatte ich mir auch noch das innere Handgelenk aufgeschürft, diese Wunden sollte ich auch vom Schlamm befreien. So machte ich mich also auf und fuhr den Iso-Syöte nach nur knapp 4 Stunden wieder nach oben.
Das ging – trotz 14% Steigung – richtig gut. Mit der passenden Unterstützung und dem richtig gewählten Widerstand, fuhr ich locker nach oben, ohne absetzen zu müssen. Naturgemäß merkt man es in den Oberschenkeln, aber mit meinem normalen Fahrrad wäre ich nur durch laufen und schieben irgendwann dort angekommen (und wahrscheinlich das eine oder andere Mal auf den steilen Schotterstücken ausgerutscht…).

Oben am Hotel und am Fahrradverleih angekommen, hatte sich die Shop-Mitarbeiterin erstmal gewundert, warum ich schon wieder da bin, dann gefreut, dass ich den einen oder anderen Trail versucht hab und fand’s dann genauso blöd, dass ich die Zeit nicht komplett ausnutzen konnte. Nunja, ärgerlich, aber passiert. Allerdings, was ich ja nun noch bescheuerter fand: ich wollte ja als Routenabschluss zum Truck-Festival gehen und dann gemütlich raufradeln… jetzt musste ich nach dem Waschen meiner Weste, Abspülen meiner Schuhe und reinigen der Wunden den Berg nochmal runter und später eben wieder hochlaufen…

Nachdem der größte Dreck beseitigt, die Klamotten zum Trocknen aufgehängt und ich entspannt eine Tasse Tee getrunken hatte, machte ich mich also nochmal auf den Weg nach unten. Unten angekommen, war bereits richtig was los – obwohl der Haupttag Samstag ist. Aber die Shops und Versorgungsbuden waren geöffnet, der DJ legte bereits auf und überall wurde sich begrüßt und gefachsimpelt. Wer gerade erst angekommen war mit seinem Truck, hat diesen erst nochmal gewaschen und ordentlich auf Hochglanz poliert. Zu diesem Zeitpunkt waren schon weit über 100 Trucks angereist, aufgebaut und präsentiert: von hochmodernen Zugmaschinen, Kipplaster, Kranwagen, Oldtimer … alles dabei. Schon allein dieses Aufgebot konnte einen schon eine gute Stunde beschäftigen.
Ich musste allerdings dann auch wieder den Aufstieg antreten, damit ich es noch schaffte, vor meinem letzten Abendessen im Arctic Hilltop Boutique Hotel unter die Dusche zu hüpfen.

Inzwischen waren einige neue Gäste angereist und an diesem Abend das Restaurant ziemlich voll. Für mich gab es diesmal Rentier-Roastbeef mit Blaubeermarmelade, frittierten Flechten, Kohlrabi und Zwiebelcreme, Seesaibling (Arctic Char) mit Fenchelpürree, Kartoffel und Thymiansoße und zum krönenden Abschluss Mandelküchlein mit Sahne und Beeren. 💕

Von meinem Platz aus beobachtete ich noch ein wenig das bunte Treiben auf dem Marktplatz von Iso-Syöte und dass immernoch weitere Teilnehmer-Trucks ankamen.

Ich entschied mich auch zu einem letzten Gang auf dem Skywalk und der Dachterrasse – die Aussicht dort oben ist einfach fantastisch. Perfekt zum Sonnenuntergang kam ich auf dem Dach an. Die Zeit reichte noch für ein paar Fotos, bevor der Zugang – mit Schließung der Rezeption – gesperrt wurde und ich selbst den Tag im Zimmer ausklingen ließ bei einer Tasse Tee. Die Fahrt nach Rantasalmi im Saimaa-See-Gebiet wird mit ca. 6 Stunden nicht ganz unanstrengend werden.


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