Madeira VII: Eine Hydro-Kur an der Levada Ribeira da Janela, Porto Moniz und der wilde Atlantik und der anstrengendste Abend der ganzen Reise

Unsere letzte Wanderung auf dieser Tour führte uns nach Ribeira da Janela mit der dazugehörigen Levada. Die Vegetation war hier wieder eine völlig andere, als die Tage zuvor: Waren wir bereits im knorrzigen Lorbeerwald unterwegs und im aktuell sehr kargen Osten der Insel, so bot sich uns hier ein regelrechter Urwald! Alles grün und saftig, wachsen hier verschiedene Maracuja-Arten, die wie kleine Lianen an den Felsen herunterhängen. Die Farne bedecken großflächig jegliches Vulkangestein darunter.

Natürlich gibt es auch hier Lorbeer- und Eukalypthusbäume, allerdings verschwinden die fast ein wenig unter all dem anderen grün, das sämtliche Lücken dazwischen ausfüllt – ganz im Gegensatz zu unseren vorangegangenen Erkundungen.

Der Pfad selbst führt direkt entlang der Levada; an manchen Stellen ist es ein breiter Weg, an anderen nur ein ganz schmaler Flur, an dem man nur einen Fuß vor den anderen stellen kann. Manchmal läuft man durch den Fels hindurch, meistens jedoch an der Wand direkt vorbei. In der Regel ist alles gut mit Stahlseilen gesichert, trotzdem sollte man nicht zuviel tagträumen im Laufen (Dazwischen halten und die Aussicht genießen ist viel sicherer und man hat auch mehr davon 😉 )

Im Vergleich zu den letzten Tagen, liefen wir diesmal sogar durch die Wolken hindurch. Die Wolken hingen so tief, dass sich das Wasser auf den Blättern sammelte und uns in die Shirt-Kragen tropfte. Das war das einzige Mal in dieser Woche, bei dem ich mir meine Jacke über die Schultern legte, damit mein Nacken nicht auskühlt von der Feuchtigkeit. Allerdings fühlte man sich nach dieser Hydro-Kur mindestens 10 Jahre jünger 🙂

Wir gingen bis zu einem Tunnel, bei dem man sogar das Ende erblicken konnte – nur diesmal liefen wir nicht Hindurch. Er ist wohl relativ schmal und niedrig und das macht ihn wohl entsprechend zeitintensiv zu durchqueren. Aber es machte auch nicht wirklich einen Unterschied, ob man hindurch geht oder vorher umkehrt – der Rückweg bleibt am Ende immer der selbe.

Zurück am Parkplatz wurden wir bereits von Gil (unserem Fahrer der Woche) erwartet – er brachte uns zum Mittagessen ins Restaurante „Salgueiro“ runter nach Porto Moniz. Als Vorspeise – zum üblichen Bolo do Caco – entweder Fischsuppe oder Gemüsesuppe. (Ich war schon zu Zeiten der siebten Klasse kein Fan von Fischsuppe und habe damals lieber meine Mathe-Schulaufgabe nachgeschrieben, als im Hauswirtschaftsunterricht eine kochen zu müssen. So entschied ich mich auch heute für die Gemüsesuppe.) Dann verschwand ich kurz um die Ecke. Bei meiner Rückkehr stand ein großer Teller, mit einem noch größeren Thunfischsteak auf meinem Platz! Dazu gab es gedämpftes Gemüse, Kartoffeln und Süßkartoffeln und Salat. Ich nahm von allem etwas – außer den Kartoffeln – aber grundsätzlich aß ich den Fisch. Und dieser alleine wäre bereits ausreichend gewesen… Puh. Sehr, sehr lecker und wie immer sehr, sehr reichlich. Aber es gab ja auch noch Nachtisch. Vanilleeis und ich glaube ein Stück Kuchen – aber was genau für einen Kuchen, ich habe es vergessen (Ich glaube, es war Käsekuchen mit Karamellsoße…) Auch das war lecker und diesmal war auch das Vanilleeis ein ECHTES Vanilleeis!

Im Anschluss hatten wir dann noch Zeit, entweder durch die Souvenierläden zu stromern oder – wer wollte – konnte auch noch in einem der Naturschwimmbäder in den Atlantik hüpfen. Meine Tanten und ich entschieden uns, erstmal etwas zu stöbern und dann den Wellen einfach zuzusehen.

Als wir zurück ins Hotel gebracht wurden, wurde ich bereits etwas wehmütig. Am nächsten Nachmittag ging es nach Hause. Obwohl wir noch den ganzen Abend vor uns hatten – und der war noch der absolute Abschuss im besten Sinne! – hatte ich mal wieder mit meinen Emotionen zu kämpfen. Abschiede sind irgendwie immer traurig – zumindest solche, von denen man weiß, dass das dieses Kapitel war und jetzt ein neues beginnt. Aber wie gesagt, wir hatten den Abend noch vor uns. Wir verabschiedeten uns von Olli, der direkt am nächsten Tag eine neue Gruppe anführte, um ihnen die Insel zu zeigen. Und auch von Gil, unserem Fahrer, verabschiedeten wir uns.

Sandra, Brigitta, meine Tanten und ich verabredeten uns für den Abend, um eine letzte Runde durch die Straßen von Funchal zu drehen und nochmal einzukehren. Außerdem wollten wir am Weinfest noch jede von uns eine Flasche Madeira Wein erstehen für Zuhause. Selbstverständlich probierten wir vorher nochmal, ob wir auch mit der Auswahl zufrieden sind, bevor wir uns final entschieden. Wir landeten nochmal im Souvenierladen vom Montag – okay, ich wollte dort nochmal hin, weil es der am schönsten sortierte Laden war, mit den nettesten Angestellten der ganzen Insel – und haben noch das eine oder andere Mitbringsel erstanden. Im Golden Gate trafen wir Rosemarie und Markus, mit denen wir noch einen kurzen Plausch unterhielten, bevor wir noch Honigkuchen im Golden Gate kauften und weiterzogen. Da wir uns aber nicht wirklich für eine Kneipe / Bar entscheiden konnten, liefen wir langsam zurück. Unser Ziel war das Café do teatro, in dem wir bereits zweimal hängen geblieben waren. Bevor wir allerdings dort ankamen, trafen wir ein weiteres Mal auf Rosemarie und Markus, die immernoch im Golden Gate saßen… diesmal setzten wir uns dazu. Und dann… kann ich garnicht wirklich sagen, was dann passiert ist. Außer, dass wir unheimlich viel zu lachen hatten, der weiße Sangria groß und lecker war und der Bananenlikör irgendwie vom Tisch aus in der Tasche meiner Patin landete. Einer der Kellner hatte seine helle Freude mit uns (auch das meine ich im positivsten Sinne!) und uns taten die Bäuche vor lachen weh – und auch die Mundwinkel. Kurz vor 22 Uhr entschieden wir, noch auf einen Absacker in unserer Hotelbar einzukehren – großzügig, wie wir Frauen nunmal sind – durfte Markus seine Frau und uns begleiten 😉 An der Hotelbar angekommen, trafen wir den Rest unserer Gruppe, die ebenfalls auf ein Getränk zusammengekommen waren. Der Kellner sprang uns bereits entgegen und schob ein paar Tische zusammen. Wir bestellten unseren letzten Drink und die Dinge, die jetzt gesagt wurden… dafür hättet ihr dabei sein müssen! An die erinnere ich mich ganz genau – aber die verrate ich nicht 😛 Manchen Leuten waren wir nicht mehr ganz geheuer – wir hatten einfach zuviel Spaß. Wir lachten leise, als wir uns im Hotel voneinander verabschiedeten. Ich lachte noch sehr lange leise in meinem Bett, bevor ich irgendwann eingeschlafen bin.

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