Madeira VI: Paul da Serra-Hochebene – von Stechginster, Brombeeren und anderen Sticheleien oder „2-3 Hummeln haben mich abgelenkt“

Unsere Tour heute startet am Rastplatz von Pico da Cana. Schon bei der Anfahrt sahen wir, dass wir von oben wohl nicht viel erblicken werden. Die Wolken hingen tief und wir fuhren nur knapp darüber.

Dennoch sind wir erstmal ein paar hundert Meter zu einem Aussichtspunkt gelaufen, in der Hoffnung, dass wir doch irgendwo ein Loch erwischen. Leider war dem für’s erste nicht so und so gingen wir zurück, um die eigentliche Tour zu starten. Zur Abwechslung war es auch deutlich frischer und windiger als sonst – die Windkraftanlagen auf der Hochebene haben ganz offensichtlich ihren Sinn.

Was als erstes auffiel war, dass natürlich auf der Ebene die Büsche und Sträucher alle relativ niedrig sind und es vornehmlich Ginster ist, der hier zwischen Thymian und Eriken wächst. Es ging eine ganze Weile über die Ebene, dann ein Stück durch den Wald. Kaum kamen wir aus dem Wald heraus, wurden die (Stech)Ginsterbüsche dichter und die unheimlich langen Dornen kratzten und piekten, dazwischen wuchsen Brombeeren… An einer Abzweigung verließen uns vorübergehend zwei aus der Gruppe, die den Aufstieg zu den oberen Aussichtsplattformen nicht gehen konnten. Sie machten einen kurzen Spaziergang zu einem Rastplatz, an dem wir uns etwas später treffen wollten. Alle anderen begingen langsam den Aufstieg. Vorneweg meine Foto-HinterderGruppeherlauf-Kollegin, mit der ich normalerweise das Schlusslicht gebildet habe. Der Aufstieg selbst war streckenmäßig nicht lang, aber sehr steil und geröllig, was das ganze nicht so einfach machte. Aber am Ende haben wir es alle geschafft, meine Tanten und ich waren diesmal das Schlusslicht – was uns allerdings einen 3-sekündigen Blick auf die Spitze des Pico Ruivo bescherte, bevor sich die Wolken wieder davorschoben.

Wir folgten den anderen auf den zweiten Aussichtspunkt. Dort gab’s erst nochmal eine Fotosession, bevor wir uns an den Abstieg machten. Leider hatten wir Pech in Bezug auf die Wolken. Sie haben sich nicht verzogen, sodass wir nach 10 bis 15 Minuten doch abwärts gegangen sind.

Der Abstieg war schrecklich… Man merkte sofort, dass dort sehr wenige Wanderer / Touristen unterwegs sind. Der Pfad war sehr schmal, sehr geröllig, ziemlich steil und nur so von Stechginster und Brombeeren verwachsen. Mannshoch… Irgendwie musste man versuchen, das Gleichgewicht zu halten und nicht zu stolpern. Man sah den Weg kaum durch die dichten Büsche. Der Ginster zerkratzte sämtliche freie Körperstellen (Arme, Beine,…) – ich war extrem froh, eine lange Hose zu tragen. Da ging nicht alles sofort durch.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann doch auf ebene Wege und aus der Masse an riesigen Stechginstern an. Nach ein paar Metern kamen wir auch an dem Rastplatz an, wo wir bereits von unseren beiden anderen Mitwanderern erwartet wurden. Als alle nacheinander eingetrudelt waren, stellten wir fest, dass wir doch nicht vollzählig waren. Unsere Vorneweg-Sprinterin war nirgends zu sehen. Nach einer kurzen Beratung und der Überlegung, ob sie den zweiten Weg auf der anderen Seite hätte herunterkommen können (selbst hier hätte sie längst da sein müssen), sprintete Olli unseren Weg zurück, ein zweiter fitter Tourer unserer Gruppe nahm die alternative Strecke in Angriff, um das verlorene Schäfchen zu finden. Der Rest unserer Gruppe überlegte, ob ihr etwas passiert sein könnte – aber wir kamen recht schnell zu dem Schluss, dass man auf diesem Gelände nicht einfach still abrutschen konnte. Also musste sie noch irgendwo oben sein und uns irgendwie übersehen haben, als wir abwärts gegangen sind.

Vielleicht 10 bis 15 Minuten später taucht doch glatt unsere verlorene Mitstreiterin – putzmunter, vielleicht etwas abgehetzt – auf. Auf genau dem Weg, den wir selbst gekommen waren – aber ohne einen unserer Sucher! Diese haben wir natürlich sofort versucht zu erreichen, damit sie zurückkommen. Und unglaublich – innerhalb von wenigen Minuten taucht Olli auf, unser zweiter Tourer kam erst einige Minuten später zurück. Olli war tatsächlich noch den ganzen Weg zurück gehechtet und hat für die ganze Strecke vielleicht 30 Minuten gebraucht (Als wir den Abstieg bewältigt haben, waren wir locker 30 – 35 Minuten NUR mit dem Abstieg beschäftigt!). Da merkte man wirklich, wie gut die ASI-Wanderführer die Strecken kennen! Der zweite Sucher hat uns dann direkt verraten, dass der Alternativweg deutlich leichter gewesen wäre – und vorallem OHNE dichtbewachsenem Stechginster! Ganz schön fies, der Olli! 😀 Natürlich wollten wir jetzt wissen, warum wir überhaupt nur zu elft, statt zu zwölft angekommen waren am Rastplatz… „Mich haben 2 – 3 Hummeln abgelenkt, die sahen so süß aus auf dem Ginster!“ – so brottrocken, konnten wir uns kaum halten und haben nur Tränen gelacht (Dies ist die offizielle Begründung – für weitere Details hättet Ihr selbst dabei sein müssen… 😉 ) .

Nachdem wir vorsichtshalber nochmal auf Vollständigkeit der Gruppe durchgezählt haben, machten wir uns auf den Rückweg zum Bus. Es ging wieder ein Stück durch den Wald und obwohl der Stechginster nur noch ungefähr Hüfthöhe hatte, war er immernoch nicht weniger dicht und fies. Noch fieser waren die Brombeeren, die dazwischen wucherten. Optisch war das alles ja ganz hübsch, aber es war auch mindestens genauso garstig.

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