Tornio ja Haparanda: Suomesta Ruotsiin
Heute wollte ich nach Tornio. Warum ausgerechnet nach Tornio? Es ist eine Zwillingsstadt mit Haparanda auf der schwedischen Seite. Man kann also ganz einfach von Finnland nach Schweden laufen und zurück – funktioniert umgekehrt natürlich auch. Zudem ist es die älteste Stadt Lapplands und das nördliche Ende der Ostsee. Die Highlights sollen die beiden Kirchen sein. Die orthodoxe Peter und Paul Kirche in Holzbauweise im russischen Stil sowie die Kirche von Tornio – ebenfalls in Holzbauweise mit Glockenstapel.
Da der Weg dorthin gut 3 Stunden in Anspruch nimmt, um die 224 km zurückzulegen, beeilte ich mich etwas beim Frühstück, um spätestens um halb 10 unterwegs zu sein.
Das Wetter war wieder fantastisch. Im Grunde ist jede dieser Fahrten eine große Panoramafahrt durch die Landschaft Lapplands. Immer wieder werden die Wälder von Flüssen, Seen und Sümpfen unterbrochen. Was ich hier oben aber im Prinzip nie sehe, sind Wiesen. Man merkt, dass dieser Teil Finnlands im raueren Klima beheimatet ist. Und im Vergleich zum heimischen Straßennetz, geht hier gefühlt alles immer sehr lange geradeaus. Dazwischen wird es etwas hügelig, aber man merkt, dass Deutschland richtig dicht besiedelt ist. Hier finden sich zeitweise einzelne Gehöfte, dann vielleicht mal eine Ansammlung Gehöfte. Aber alles zwischen den bekannten Städten Helsinki, Oulu, Rovaniemi, Kuusamo und noch ein paar andere mehr, sind bestenfalls Gemeinden mit ein paar 100 bis 5.000 Einwohnern. Und auch das sehr verteilt und keineswegs so dicht bebaut. Man muss hier richtig aufpassen, da man oft nur dann merkt, dass man gerade einen Ort durchfährt, wenn man plötzlich Schilder mit maximal 50 oder sogar 40 km/h Höchstgeschwindigkeit sieht. Natürlich gibt es Ortsschilder, die das bereits anzeigen, da diese aber niedriger stehen und flacher sind, als unsere, hab ich die ersten sogar übersehen.
Wenn man hier aber nicht aufpasst, dann kann man schnell in einen der festinstallierten Radarfallen reinfahren. Allerdings sind diese Radarfallen genaugenommen keine Fallen – sie werden vorher per Bildschild angekündigt. Es hat also jeder eine faire Chance, sich jederzeit an die erlaubte Geschwindigkeit zu halten. Andernfalls kann man sich ein teures Bild als Souvenir nach Hause schicken lassen.
Obwohl ich genau dieses unhektische brauche, geht mir diese ewige Gurkerei doch auch ein bisschen auf den Zeiger und ich freue mich jedesmal, wenn man 100 oder 120 fahren darf. Das liegt entweder daran, dass ich Technik und Geschwindigkeit liebe und/oder ich diese Auszeit nicht zu 100% richtig angehe… zumindest versuche ich nicht dem „FOMO“ = „Fear of missing out“ zu verfallen. Man muss sich eins bewusst sein: so richtig Städte anschauen ist hier in Finnland eigentlich nicht möglich. Ich meine damit, dass es hier nicht allzuviel historische Bauten oder ähnliches gibt.
Geschichtlich wurde Finnland bis vor gut 100 Jahren (2017 war die Feier zu 100 Jahren Unabhängigkeit und Republik) zwischen Schweden und Russland hin und her geschoben. Für die, dies ganz genau wissen wollen, sollten sich mit dem Sturz des letzten russischen Zaren und der Oktoberrevolution 1917 auseinandersetzen – diese Ereignisse verschafften Finnland die Möglichkeit zur Unabhängigkeit.
Natürlich gibt es fantastische finnische Architekten und Designer, die den meisten – spätestens wenn man ihnen ihre berühmten Bauwerke und Designstücke nennt – ein Begriff sein werden (Alvar Aalto, Aino Aalto, Elissa Aalto, Eliel Saarinen…), aber das führt an dieser Stelle zu weit.
Inzwischen bin ich Stadtzentrum von Tornio angekommen. Das Navi hat mich direkt zu einem zentralen kostenfreien Parkplatz gelost, von dem aus ich in alle Himmelsrichtungen starten kann.
Als erstes machte ich mich zur Tornio Kirkko auf. Das waren nur ungefähr 500m Fußweg. Dort angekommen war ich dann etwas überrascht, die Kirche verschlossen vorzufinden. Laut einem Schild ist die Kirche nur in den Sommermonaten außerhalb der Messe-Zeit am Sonntag, 12 Uhr, geöffnet. Syyskuu (September) gehört da nun leider nicht mehr dazu.
Also ziehe ich weiter Richtung Landesgrenze. Auf meinem Weg dorthin komme ich am Kunstmuseum „Aine Art Museum“ vorbei, das derzeit wegen Renovierungsarbeiten keinen Eintritt verlangt. Im Moment kann man zwei Sonderausstellungen ansehen, da die restlichen Räume geschlossen sind. Trotzdem lasse ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen und sehe mir „Focus“ von Christina Snellman und „Melancholy Diorama and the Wonders of Collage“ von Mikko Kallio, Niina Lehtonen Braund und Ilona Valkonen an.
Praktisch war natürlich auch, dass ich dort die Toiletten nutzen konnte. Und finnische Toiletten in Museen, Bibliotheken, Rasthöfen o.ä. sind richtig großzügig bemessen. Vorallem, weil nicht nur die Waschbeckenzeile vor den Kabinen vorhanden sind: in jeder Kabine selbst gibt es Waschbecken, Seifenspender und Handtuchspender und… eine Bideedusche! Zuerst dachte ich, das gibt‘s nur in den Hotelbädern. Aber die sind hier quasi Standard.
Als ich nun weiterziehen wollte, sah ich, dass die Kirjasto (Bücherei) einige Bücher zum Mitnehmen aussortiert hat. Ich konnte nicht widerstehen, als ich einerseits „Happy Family“ von David Safier gefunden habe (das habe ich bereits Zuhause und kann es quasi „parallel“ lesen) und andererseits habe ich ein Buch gefunden, dessen Inhaltsangabe ich im Sinn verstanden habe: Tähdenpeitto“ von Sarri Nironen. Ich verstaute meine beiden Schätze im Rucksack und mache mich nun wieder auf den Weg.
Die Landesgrenze zu Schweden ist aus meiner Richtung absolut nicht zu verfehlen – und obwohl das erste Gebäude eigentlich die Touristeninformation Haparanda-Tornio ist, verschwindet es durch das auffällige Gebäude dahinter -: IKEA
An der finnisch-Schwedischen Grenze kann man vorallem eins: Einkaufen.
Auf finnischer Seite steht das Einkaufszentrum „Rajalla „Pa Gränsen“, auf schwedischer Seite Ikea, Candyworld und King of Snus.
Direkt auf der Landesgrenze stehen ein paar Skulpturen, die die freundschaftlichen Beziehungen zueinander ausdrücken sollen. So ist hier beispielsweise eine Sonnenuhr mit Inschrift auf Finnisch und Schwedisch (Im Wandel der Zeit), der Bogen der Zukunft, das Grenzspiel und die Svanen-Skulpur zu sehen. Der Platz selbst ist der „Victoriaplatz“ – zu Ehren der schwedischen Kronprinzessin Victoria.
Natürlich lief ich nun auch ein Stück nach Haparanda hinein und sah mich etwas um. Allerdings vermied ich es, diese Naschhöllen zu betreten und Teelichter brauchte ich jetzt auch keine. Also ging ich zurück nach Tornio, um dort dann in die „Shopping-Falle“ zu tappen…
Zuerst wollte ich im Handyladen nur nach einer Handykette schauen – meine ging ja Tags zuvor kaputt. Derartiges habe ich nicht gefunden, aber als ich am Normal vorbeilief erinnerte ich mich daran, nach meiner Hautpflege schauen zu wollen. Diese habe ich auch gefunden und das sogar zu einem deutlich günstigeren Preis, als hätte ich sie von Zuhause aus bestellt. Bis dahin war alles prima, da ich ja gezielt gesucht hatte. Aber ich musste ja noch durch den Rest des Ladens zur Kasse gehen… ich war eigentlich quasi schon durch, als ich an den Lakrids-Bollern vorbeikam, die selbstverständlich auch deutlich günstiger als woanders waren. Also mussten hier doch zwei Packungen mit. Es half ja nix 🤷♀️ Also schnell zur Kasse und noch schneller aus dem Laden und dem Einkaufszentrum heraus.
Meine letzten beiden Ziele waren das historische Rathaus und Kojamo – ein riesiger stählerner Fisch. Praktischerweise bewegte sich alles in einem einzigen Rund ohne riesige Distanzen. So war ich zügig zurück am Auto und konnte mich auf den Rückweg machen. Ein bisschen Zeitpuffer plane ich immer zum Abendessen ein – gegen 18 Uhr sollte ich also am Hotel sein.
Das erste Stück Rückweg führte über eine der wenigen Autobahnen – quasi genau mein Ding, wenngleich man auch hier nur teilweise 120 km/h fahren darf. Bis ich urplötzlich garnicht mehr gefahren und, wenn doch, nur noch meterweise gerollt bin. Nun stand ich wahrhaftig in Finnland im Stau!
Und das nicht nur 2 oder 3 Minuten… geschlagene 30 Minuten dauerte es, bis ich die Ursache gesehen habe: eine Baustellenampel!
Die Autobahn bzw. Schnellstraße wird derzeit ausgebaut. Damit schafft man es also sogar in Finnland einen Stau zu versursachen…und so hätte ich nun fast auch noch meine Abfahrt verpasst und wäre fast bis Oulu gefahren.
Als ich aber endlich aus dem Stau raus und ganz normal auf meinem Weg war, schaffte ich es am Ende noch rechtzeitig ins Hotel zurück, um erstmal meine Sachen auf‘s Zimmer bringen zu können und dann rechtzeitig zum Abendessen im Hotel war. Da inzwischen aber wieder einiges los war und Lauri offenbar den ganzen Service (Bar und Restaurant inkl.. kassieren) alleine machen musste, dauerte es diesmal geschlagene 2 Stunden, bis ich mit dem Essen fertig war…
Griechischer Salat mit geröstetem Brot und Dip, Schnitzel mit Pommes und Chipotle-Mayonnaise und zum Abschluss Blaubeer-Sorbet mit Blaubeeren und Moltebeeren 💕
Allerdings bekam ich heute die Auflösung, warum so viele LKW nach Iso-Syöte unterwegs waren: Sie trafen sich auf dem Patkplatz im „Zentrum“ direkt unterhalb meines Hotels zum großen Truck-Treffen. An diesem Tag begann der Aufbau und es reisten unaufhörlich weitere Trucks an. Von meinem Tisch im Ravintola (Restaurant) des Hotels konnte ich das Spektakel gut beobachten.