Kävely huskyn kanssa

An diesem Morgen hatten sich Nebel und Wolken bereits zeitig verzogen, sodass ich direkt in die Sonne schaute, als ich die Vorhänge aufzog. Da ich diesmal fast mit einer Punktlandung zum Frühstücksbeginn aufwachte, machte ich mich zügig fertig und ging los. Ich wollte heute weniger „trödeln“, um nicht zu spät zu meinem Date mit den Huskies zu kommen. Um 10 Uhr wurde ich von Friidu zum Wandern erwartet. Ja, ich wusste bereits, wer mich begleiten wird. Hannu hatte es mir Tags zuvor verraten, da Friidus Freundin und „WG“-Genossin beim Tierarzt eine Fettwulst entfernt bekommt und Friidu nicht so lange alleine bleiben sollte.

Die Husky-Farm war nicht weit weg vom Hotel und auch sehr einfach zu finden. Nur links, links, rechts und die Schotterpiste geradeaus entlang und schon hörst Du das Empfangskommittee. Auch Hannu, Janne und der junge Farmmitarbeiter, der mit Friidu und mir unterwegs sein wird. Nun ja, leider ist mir genau dieser Name entfallen, deshalb nenne ich ihn für meinen Bericht Perttu. Jonna war bereits mit der Husky-Dame beim Tierarzt und Labrador Messi stromerte recht unglücklich über die Farm.
Um die quirlige Friidu besser halten zu können, bekam ich einen Bauchgurt, an dem die Leine befestigt wurde. Dann ging es auch schon los. Raus auf den im Winter voller Schnee bedeckten Safari-Track, der teilweise durch den Wald und teilweise über freiere Flächen führt. Friidu kannte die Strecken in- und auswendig und änderte immer dann die Richtung, wenn sie Lust drauf hatte. Während unserer Tour unterhielt ich mich mit Perttu über die Huskies der Farm, die allesamt sibirische Huskies sind. Für diese ist das derzeitige Wetter mit Temperaturen deutlich über 10/15 Grad viel zu warm, um zu Trainieren und sich richtig auszupowern. Sie würden tatsächlich überhitzen und einen Kreislaufkollaps bekommen.

Ein paar Alaska-Huskies gibt es ebenfalls auf der Farm, diese kamen alle aus einer Farmauflösung über eine Tierrettung nach Syöte.

Insgesamt leben derzeit 90 Huskies auf der Farm, die alle auf die kalten Tage warten, um richtig lospowern zu können.

Während unserer Wanderung war es aber nicht immer leicht, sich verständlich zu Unterhalten. Weniger wegen der Sprache, als dass das finnische Militär Flugübungen mit den Reservisten durchführte. Die Nähe zur russischen Grenze lässt alle in „hab acht“-Stellung gehen (von Kuusamo aus sind es lediglich 60km zur seit Monaten geschlossenen Grenze).

Nichtsdestotrotz gibt es aber, neben Themen wie Natur und Tiere, ein weiteres sehr großes Thema, das sehr breit besprochen wird – und ich finde das großartig: Musik – genauer Heavy Metal! Wie sich herausstellt, haben die meisten Finnen – mit denen ich mich über Finnland, die finnische Sprache und verschiedene Kunst und Kultur unterhalte, einen sehr ähnlichen Musikgeschmack wie ich. Und eines ist mir von Anfang an aufgefallen: die Finnen sind stolz auf ihr Land und ihre Kultur. Nicht im Sinne von Patriotismus! Die politischen Fragen und Ansichten meine ich nicht (überraschenderweise sprechen hier einige auch vom Verfall des Schulsystems etc. – kommt mir irgendwie bekannt vor 🤔). Aber bisher hat jede Finnin und jeder Finne mit wahnsinnig viel Liebe für das Land – Natur und Tiere – gesprochen. Und auch, wenn die meisten offenbar nicht mehr an Fuchsfeuer und Trolle glauben, halten sie doch das Land für magisch.
Das ist es meiner Meinung nach auch. Hier hört und spürt man den Klang der Umgebung und nicht nur den Krawall des hektischen Lebens, der einen in bspw. In Deutschland den ganzen Tag in den Ohren liegt. Hier merke ich richtig, warum ich die Nacht Zuhause so liebe – um diese Zeit hat man am ehesten die Chance, sich selbst wahrzunehmen, ohne die störenden Dauergeräusche. Dieses Gefühl haben aber auch die Finnen in ihren Städten – und diese Städte sind in der Größenordnung maximal mit dem Stadtkern Nürnbergs zu vergleichen (ca. 700.000 Einwohner in Helsinki als größte Stadt Finnlands).

Vertieft in diese Gespräche und das Gewusel Friidu waren wir auch schön wieder zurück auf der Farm. Die anderen Huskies hörten uns längst und bellten total aufgeregt, als wir durch die Bäume und Sträucher kamen. Einer der wildesten war drauf und dran über den „Zwinger“ (nicht völlig abgeschlossen) nach oben rauszuklettern. Friidu selbst war inzwischen etwas erledigt und hat sich direkt in ihre Hütte zurückgezogen. Hannu und Perttu und Jonne gingen mit mir ins Haupthaus und tranken Kaffee (für mich gab‘s Tee). Selbstverständlich gab es auch Pulla (Hefegebäck) dazu. Messi stromerte nur hin und her und wartete auf die Rückkehr von Jonna. Jonna kam auch einige Minuten später mit der noch leicht benebelten Hündin vom Tierarzt. Was für ein Glück – Messi stolperte regelrecht zur Tür raus, um sein Frauchen zu begrüßen.
Und dann versuchten wir die Husky-Dame aus dem Auto zu bekommen. Nach gut einer halben Stunde hatte es geklappt – dann gab es aber auch kein Halten mehr. Das war ebenfalls schwierig, da sie von der OP eine recht große Naht auf dem Rücken hatte. Hannu schaffte es, sie zu locken und erstmal zu Friidu zu bringen. Dort würde sie aber die nächsten Tage nicht bleiben können, sondern ins Welpenhaus umziehen. Zumindest so lange, bis die Wunde soweit verheilt ist, dass sie sich nicht mehr so leicht entzünden würde.

Jetzt mussten sich die Männer aber langsam beeilen… Die Meute war hungrig und tat das schon eine ganze Weile lautstark kund. Aber auch hier trifft der Ausdruck „gefräßige Stille“ absolut zu. Sobald das Futter im Napf war, wurde es still.

Tja… und dann war meine Zeit auf der Husky-Farm beendet. Ich verabschiedete mich von allen. Jonna sehe ich morgen nochmal zum Nordic Walking.

Zurück im Hotel nutze ich die Zeit bis zum Abendessen, um ein paar Runden zu schwimmen und in die Sauna zu gehen. Ein bisschen Finnisch-Vokabeltraining war auch noch drin, bevor ich mir den Salat mit Ziegenkäse, das Rentierfilet mit Selleriepürree und Gemüse und die Zitronencreme mit Beeren schmecken ließ. Und wieder war jedes Gericht absolut lecker – hyvin herkullista 💕

Zurück im Zimmer meldete sich meine App, dass heute die Chance auf Nordlichter bestünde. So ganz wollte ich es nicht glauben, da der Himmel doch ziemlich bedeckt war. Trotzdem wagte ich gegen 22.30 Uhr einen genaueren Blick, da sich die Wolkendecke doch etwas gelichtet hatte. Zuerst war auch noch nichts zu sehen, aber nach ein paar Minuten warten, begannen tatsächlich in einiger Entfernung die Lichter über den Bäumen zu tanzen 🌌. Leider zogen kurz nach 23 Uhr die Wolken wieder zu und beendeten damit die Himmelsschau.

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