Wenn dich die Glücksfee in das Land aus Feuer und Eis schickt…
Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich nach nur drei Jahren wieder in Island landen würde und dann ganz sicher auch nicht so spontan, wie es dann schlussendlich war … aber, was soll man machen, wenn einem das Glück hold ist oder eine unbestimmte Kraft der Meinung war, dass du diese Woche dringend nötig hast? Jedenfalls, lange Rede kurzer Sinn: ich hatte bei einem Instagram Gewinnspiel von dem Hotel mitgemacht, in dem ich bereits vor drei Jahren in Reykjavík genächtigt hatte. Und auch – unglaublich aber wahr – tatsächlich gewonnen! Der ausgeloste Preis waren zwei Übernachtungen für zwei Personen inkl. Frühstück. Selbstverständlich bin ich einfach mal eine Woche geblieben und habe diese auch voll und ganz genossen! Das einzige, was hier jetzt noch zu sagen bleibt: Ich erhalte keinerlei Leistungen von dem Hotel oder sonstigen Anbietern, wenn ich diesen Bericht schreibe! Ich erzähle einfach nur sehr gerne von meinen Erlebnissen. Aber genug jetzt mit dem Vorgequassel…
Letzte Woche Dienstag, war es endlich soweit. Morgens um 6 Uhr fährt mich mein Bruderherz zum Nürnberger Flughafen. Von dort aus geht es erstmal nach Frankfurt und um kurz nach 11 Uhr startet mein Flieger mit ungfähr 10 Minuten Verspätung (aufgrund zwei defekter Sitze im Flugzeug) nach Keflavík. Also, insgesamt alles prima gelaufen, vorallem, nachdem vier Tage vorher noch bei der Lufthansa gestreikt wurde und ich einfach nur hoffte, dass mein Flug nicht verschoben oder gestrichen wird… Das einzige, was mir jetzt unterwegs noch Sorgen bereitete war noch ein Gedanke, der sich kurz vor Frankfurt in mein Bewusstsein geschlichen hatte: Habe ich meinen Koffer nur geschlossen oder auch VERschlossen??? Vor der Gepäckausgabe in Keflavík würde ich das jetzt wohl nicht mehr erfahren… Ich schob also diesen Gedanken beiseite und las in meinem Buch, das ich mir ursprünglich für Botswana gekauft, aber dann doch nicht angerührt hatte. Pünktlich um 13.55 Uhr Ortszeit sind wir dann auf der Insel gelandet; das Gepäck war auch in Kürze ausgeladen und ich machte mich auf den Weg zum Airport-Shuttle. Ich hatte meinen Transfer über Grey Line gebucht mit Drop off am Hotel. Als ich aus dem Flughafengebäude raus ging, hab ich allerdings diesen Bus nicht gleich gefunden – nur die Reykjavík Excursions. Aber gut, dass wir ja inzwischen so weit sind, dass man innerhalb der EU – und je nach Abkommen auch innerhalb Europas – seine Flatrates nutzen kann. Okay, überall in Island – oder sollte ich sagen AUßERHALB DEUTSCHLANDS – ist kostenfreies WLAN verfügbar. Aber genau in diesem Bereich war natürlich gerade eine tote Zone. Dennoch ist das ja inzwischen kein Problem mehr und ich habe erstmal Grey Line über den Live Chat angeschrieben, wo am Flughafengelände ich den Bus finde. Und alles easy – die nette Dame vom Live Chat (jahaaa… LIVE!) hat mich gelotst und ich kam pünktlich zum Bus.
Wenn man im Vorfeld ein Unternehmen für den Airport-Zubringer gewählt hat, kann man sich auch am Hotel absetzen lassen. Das sieht dann so aus, dass man mit einem großen Bus vom Flughafen nach Reykjavík zum Busterminal des Wunschdienstleisters gebracht und von dort aus auf kleinere Busse verteilt wird, die dann die jeweiligen Hotels abfahren. Die Zubringer verkehren in der Regel stündlich – einige immer zur vollen Stunde, andere zur halben. Für die Strecke vom Flughafen nach Reykjavík benötigt man in der Regel 45 Minuten plus die Wegezeit von den Terminals zu den Hotels.
Ziemlich genau um 16 Uhr kam ich dann in meinem Hotel an: dem 22Hill – in einer Parallelstraße am oberen Ende der Einkaufsstraße Laugavegur. Dort wurde ich bereits erwartet und gewohnt herzlich empfangen. Nach dem notwendigen Papierkram und einem Plausch, habe ich erstmal mein Zimmer bezogen. Diesmal hatte ich ein tolles geräumiges Doppelzimmer im ersten Stock, mit einem klasse Ausblick auf die Bucht und Brautarholt. Nachdem ich mich kurz orientiert hatte, bin ich erstmal kurz zum Bonus um die Ecke einkaufen gegangen und bin dann erstmal auf einen ersten Abstecher in die Stadt gelaufen. Und wie es mein Timing dieser Tage so wollte, kam ich einwandfrei rechtzeitig zum 18 Uhr-Glockenspiel der Hallgrimskirkja. Da der Tag aber insgesamt schon sehr lang war und auch das Wetter eher nieselig und der Wind sehr eisig war, hab ich nur eine kleine Runde gedreht und war gegen 20 Uhr zurück im Hotel. Für den nächsten Tag hatte ich eigentlich gehofft, auf die Silver-Circle-Tour gehen zu können. Allerdings war die Mindestteilnehmerzahl zwei Personen – damit konnte ich leider nicht dienen… So habe ich erstmal den Tag mit den ersten Lakritz-Perlen ausklingen lassen.
Die ganze Nacht über hatte ich eher einen leichten Schlaf und damit auch gehört, wie es durchgeregnet hatte. Allerdings hatte es dann doch irgendwann aufgehört zu regnen und obwohl ich doch zeitig aufgestanden bin, um bis um halb 8 beim Frühstück zu sein, war es am Ende sogar trocken. Bis ich mit dem Frühstück fertig war und mir überlegt hatte, wie ich meine Erkundungstour starten sollte, hatte ich mich am Ende doch noch etwas beeilen müssen. Der Tag selbst versprach schön zu werden und bis ich mich dann gegen 9 Uhr endlich aufgemacht hatte, begannen die ersten Sonnenstrahlen über die Bergrücken zu kriechen. Heute lief ich also nicht über die Laugavegur direkt in die Innenstadt, sondern erstmal links am Hotel vorbei nach oben zur Post. Von dort aus weiter zur Háteigskirkja und im Anschluss direkt zur Perlan. Die Perlan ist der Heißwasserspeicher der Stadt, der im Gebäude ein kleines Museum, ein Restaurant, einen Souvenier-Shop und eine große Rundum-Aussichtsplattform beherbergt. Die Aussichtsplattform war mein Ziel des Morgens, da man von dort aus einen fantastischen Rundumblick auf die Stadt und das Umland hat. Hatte es in 2016 noch fürchterlich geregnet, hätte der Tag diesesmal nicht bezaubernder beginnen können… die letzten Wölkchen der Nacht lösten sich gemächlich auf, die Luft war glasklar und die Sonne, die langsam aufging, hüllte alles in ein wunderbares Licht: MAGISCH!
Nachdem ich mich irgendwann von dem Anblick losreißen konnte, bin ich noch einen Moment durch den Souveniershop gestromert, um mich etwas aufzuwärmen, bevor ich mich weiter auf meinen Rundgang begeben habe. Was mir diesesmal bewusst aufgefallen ist, dass überall in der Stadt und im Umland Informationstafeln zum zweiten Weltkrieg aufgestellt wurden, die den Wandel der Stadt und ganz Islands in dieser Zeit aufzeigen. So kam ich also auch an einem alten Farmhaus aus dem 19. Jahrhundert vorbei, dass im Vergleich zu all den anderen ursprünglich existierenden Farmhäusern, nicht den Weg für andere Gebäude und Baracken frei machen musste. Zum heutigen Zeitpunkt beherbergt es wohl Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose. Von hier aus ging es weiter zur Hallgrimskirkja, die Fríkirkjan, am Tjörnin (großer, künstlich angelegter Stadtteich) vorbei zum Rathaus und von dort weiter zur Dómkirkja Basilika Krists Konungs (Basilika Christ König). Meines Wissens nach ist letztere die einzige katholische Kirche in Reykjavík; alle anderen sind evangelisch-lutherisch – ca. 80% der isländischen Bevölkerung sind evangelisch-lutherisch getauft. Die Basilika wurde im Neugotischen Stil gebaut – als ich das letzte mal in Reykjavík zu Besuch war, hatte ich leider keine Gelegenheit, mir diese von innen anzusehen; dieses Mal hat es aber geklappt! Direkt angeschlossen auf dem Gelände befindet sich die einzige katholische Schule Islands; auf dem Weg zur Kirche selbst entdeckt man die „Protection of Life“-Bell: Schutz des Lebens – Glocke. Diese soll man nach einem kleinen Bitt-Gebet für den Schutz aller und die Gnade Gottes mit dem kleinen Hammer zum Klingen bringen.
Von der Basilika aus führte mich mein Weg zum Hafen. Dieses Mal konnte ich zumindest die alten Baracken finden, die verschiedene Restaurants und Shops beherbergen. Auch einige Walbeobachtungstouren starten von hier, etwas weiter hinten befinden sich noch kleinere Museen (Saga, Aurora Borealis). Als ich vor drei Jahren in der Stadt war, war der ganze Bereich um den Hafen eine einzige Baustelle. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Harpa, das neue architektonisch sehr moderne Konzerthaus Reykjavíks. Ein kleiner Spaziergang vom Hafen aus bringt einen in ungefähr 10 bis 15 Minuten Fußweg dorthin. Und von der Harpa aus an der Bucht entlang, ist es nur noch ein Katzensprung zu Sólfar – der Sonnenfahrer. Der Sonnenfahrer ist eine Bootsskulptur aus Edelstahl, die an die Schiffe der Wikinger angelehnt ist. Sonst kannte ich ihn ja nur bei Nacht und mit einer Menge Menschen, die keinen Meter von der Stelle wichen. Aber heute hat er nur so geglänzt im hellen Sonnenschein und seinem Namen alle Ehre gemacht!
Da ich jetzt schon einige Stunden unterwegs war beschloss ich, zur Tea-Time erstmal zurück ins Hotel zu gehen und ein Tässchen von ebendiesem zu genießen.
Für einen weiteren kleinen Stadtbummel und um was leckeres zum Abendessen zu finden, bin ich dann am frühen Abend nochmal losgezogen. Wenn etwas in Reykjavík viel Spass macht, dann ist es definitiv durch die Buchhandlungen oder kleinen Kunsthandwerkerläden zu ziehen. Natürlich habe ich mir an diesem Tag erstmal nur Inspriationen geholt – immerhin war ich gerade erst angekommen und hatte noch viel Zeit dazu, mich für ein oder zwei Schätze zu entscheiden, die ich mit nach Hause nehmen wollte. Zum Abschluss des Tages hat es mich in das Icelandic Streetfood auf der Laugavegur verschlagen. Dort gibt es – je nach Filiale – nur zwei bis sechs Gerichte, in der Regel sind das verschiedene Eintöpfe. Diese kann man sich auch im Brot servieren lassen. Und genau das habe ich gemacht: Lammeintopf im Brot und eine Tasse Tee dazu. Sooooooo lecker! – und für Island auch sehr preiswert.
Am Donnerstag war für den Abend eine Nordlichter-Tour geplant. Nachdem das Wetter am Tag zuvor so fantastisch war, versprach es auch heute wieder großartig zu werden. Bei meiner vortäglichen Erinnerungsmitbringselinspriationsrunde hatte ich mich in die gestrickten Wikingerhelm-Mützen verliebt. Diese wollte ich unbedingt meinen beiden Neffen mitbringen. Mir selbst habe ich auch eine Mütze von Tíra ausgesucht – wie ich im Hotel feststellte, eine moderne Wintervariante der Skotthúfa (eine Kopfbedeckung zur isländischen Tracht). Ursprünglich wollte ich wieder zu Gjóska und mir – passend zu meinem Schal und meiner Lieblingsjacke – noch eine Mütze o.ä. mitnehmen… Nur leider musste ich feststellen, dass es nur noch einen Laden in Akureyri gibt. So habe ich mich eben für Tíra entschieden. Auch diese Designerin hat ein Händchen für das praktische Besondere und alles ebenfalls sehr hochwertig!
Wikinger für die Trolle Zuhause Meine Winter-Skotthúfa
Nachdem ich meine erste richtige Shoppingrunde beendet hatte, ging ich am frühen Nachmittag zurück ins Hotel, um mich noch etwas hinzulegen. Die Nacht sollte noch lang werden! So dachte ich jedenfalls… Bis mich kurz darauf eine E-Mail erreichte, dass die Nordlichter mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit nicht zu sehen sind aufgrund der Wolkenprognose und die Tour für heute Abend abgesagt wird. Nun hat man zwei Möglichkeiten: Sich das Geld wieder auszahlen lassen oder auf einen anderen Tag umbuchen. Ich wollte umbuchen, da ich ja die Nordlichter sehen wollte. Aber – und das ist dann doch manchmal die Tücke, wenn alles elektronisch geht, dass es eben nicht klappt, weil das Buchungssystem gerade keine Lust hat. Nach vielen Versuchen über das Handy, den heimischen PC via Chatanweisung oder auch von der Hotelrezeption aus, hat dann Angelika für mich beim Veranstalter angerufen und alles telefonisch geklärt. Tja… und da saß ich nun und überlegte, was ich denn nun anstellen sollte. Ein bisschen enttäuscht war ich natürlich auch, nachdem der Tag selbst ja wieder praktisch nur aus Sonne und so gut wie keine Wolken bestanden hatte. Allerdings war ich ja bereits seit zwei Tagen in der Stadt unterwegs und hatte auch das aktuelle Programm in der Harpa studiert. Und hier fiel mein Interesse auf eine Veranstaltung, die eben an diesem Abend stattfinden sollte. „Konan í speglinum“ („Die Frau im Spiegel“) von Ingibjargar – zwei junge Frauen, beide mit dem Vornamen Ingibjörg, die Gedichte der isländischen Autorin Ingibjörg Haraldsdóttir vertont und in ein neues Gewand gepackt haben. Ich hätte jetzt natürlich einen kurzen Spaziergang zur Harpa machen und mir vor Ort das Ticket kaufen können. Da in Island aber alles schon seit vielen Jahren elektronisch geht, habe ich es dann doch wieder gehalten wie die Isländer und mir online über die Kreditkarte mein virtuelles Ticket gekauft.
Die Vorstellung sollte um 20 Uhr beginnen, also bin ich entsprechend zeitig los, um noch in Ruhe Abendessen zu können. Diesmal landete ich in einer Filiale von „Fish & Chips“. Dort gibt es nicht ausschließlich Fish & Chips, aber diese selbstverständlich auch – allerdings entschied ich mich heute für Plokkari. Ein isländisches „Restegericht“ mit Kabeljau (kann auch Schellfisch sein), Kartoffeln, einer Sauce Hollandaise und Senfwürze. Das ganze wurde ordentlich mit Käse überbacken und mit einer Scheibe Pumpernickel mit Butter serviert. Und auch das war wieder extrem lecker!
„Konan í speglinum“ fand im Kaldalón statt – ein hübsches, kleines Auditorium mit 195 Plätzen. Das gesamte Programm wurde auf Isländisch vorgetragen… Dennoch haben Ingibjörg Friða und Ingibjörg Ýr es geschafft, mit verschiedenen Instrumenten und anderen Dingen Klänge und damit Atmosphäre zu erzeugen, die es nicht notwendig machten, der Sprache mächtig zu sein, um verstehen zu können. Es war einfach fantastisch! Dieser Abend hallt bis heute in mir nach und inspirierte mich, unsere eigenen Lesungen von „Lyrik auf Abwegen“ noch kreativer und atmosphärischer zu gestalten.
Ein wenig anstrengend war allerdings der Rückweg ins Hotel… während der ca. 2 Stündigen Aufführung braute sich ein kleiner Sturm über der Bucht zusammen. Als ich die Harpa verließ, hat mich dieser Sturm erstmal ziemlich zurückgedrängt – darauf war ich einfach nicht gefasst. Nachdem ich aber meine Jacke und Kapuze gut verschlossen hatte, ging es auch mit dem Entgegenstemmen und mehr oder weniger Vorwärtskommen. Dennoch war ich froh, gegen halb 12 im Hotel zurück zu sein.
Der Freitag begann mit Regen… den ganzen Vormittag. Ursprünglich hatte ich überlegt, dass ein verregneter Tag perfekt für Museumsbesuche wäre, da ich bisher kein einziges der zahlreich verfügbaren in Reykjavík besucht hatte. Schlussendlich hatte mich aber mein mitgebrachtes Buch derart gefesselt, dass ich das erstmal zuende gelesen habe. Nachdem zwischenzeitlich auch der Regen aufgehört hatte, habe ich zunächst meine E-Mails gecheckt um zu sehen, ob denn heute die Northern Lights Tour stattfinden würde. Und tatsächlich – ich fand eine Bestätigungsbenachrichtigung! Um 20.30 Uhr sollte der Jeep kommen. Wunderbar – wäre da nicht eine weitere E-Mail von der Lava-Tunnel-Tour gewesen, die mir mitteilte, dass ich für den nächsten Tag wohl keinen Transfer haben würde und – sollte es mir nicht möglich sein selbst zum Tunnel zu kommen – die Tour gecancelt wird. Na prima. Ich besaß ja keinen Mietwagen und die Wahrscheinlichkeit einer Bushaltetelle inmitten der isländischen Weiten recht gering ausfallen dürfte, sah ich meinen Ausflug praktisch schon als gestrichen an. Dennoch hoffte ich, mit einer x-beliebigen anderen Tour den Transfer geregelt zu bekommen und doch noch den Trip in den Tunnel machen zu können. Man muss ja wissen, dass es zwar mehrere Anbieter gibt, aber nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen, die die Transferbusse zur Verfügung stellen (z. B. Grey Line, Reykjavík Excursions, Arctic Adventures,…). Und unter dem Dach der Arctic Adventures werden fast alle angebotenen Ausflüge in Island vermittelt. Also, eine Chance bestand, dass es doch noch klappen konnte. Zumal möglicherweise die Standardtouren stattfanden; ich hatte ja die Extremtour gebucht, die sich nicht nur die Eingangshöhle ansieht und über die Entstehung des Tunnels informiert, sondern eben die 2 km bis zum Ende durchkraxelt. Und wirklich: Nach meiner Rückfrage, ob es denn möglich wäre, bei einer anderen Tour zuzusteigen, die mich morgens mit zum Tunnel und später am Tag wieder zurück nach Reykjavík mitnimmt, habe ich die Bestätigung erhalten, dass es klappt. Insgesamt musste ich ca. eine Stunde Wartezeit in Kauf nehmen und morgens eine halbe Stunde früher fertig sein, als ursprünglich geplant. Wenn du aber weitere E-Books dabei hast, wo besteht denn da ein Problem?! Zumal das Team von The Lava Tunnel Tour unglaublich fürsorglich war und ich vor Ort kleine Snacks und warme Getränke bekommen habe. Aber dazu in Kürze mehr.
Bald darauf machte ich mich fertig, um meinen täglichen Spaziergang ins Stadtzentrum zu unternehmen und mich für den anstehenden Ausflug zu stärken. Auch an diesem Abend landete ich im Fish & Chips und diesmal probierte ich auch die Fish & Chips – und um den vorangegangenen „Schrecken“ zu vertreiben, gönnte ich mir ein durchaus leckeres Gull. Ich ließ mir meine „zwei“ Gerichte (das Bier kostete genauso viel, wie mein Essen!) schmecken, bis mich meine Tischnachbarn darauf aufmerksam machten, dass die beiden Österreicherinnen aus meinem Hotel vor dem Schaufenster standen. Zusammen gingen wir dann zurück zum Hotel – diesmal aber über die Hallgrímskirkja und in Richtung Post. Da wir über diese Strecke von oberhalb auf das Hotel zuliefen, konnten wir die beleuchtete Perlan sehen. Allerdings wurde es dort an diesem Abend auch zeitweise spannend: Die gesamte Straße glitzerte! Alles war hauchdünn überfroren und wir mussten richtig aufpassen, nicht auszurutschen. Aber alles ging gut und wir kamen – wenn auch langsamer als geplant – gut am Hotel an und konnten uns noch rechtzeitig für die Nacht im Freien präparieren: Zwiebellook ftw!
Pünktlich um 20.30 Uhr kam dann auch der Jeep, der uns in den Þingvellir-Nationalpark brachte. Als wir fern von allen künstlichen Lichtquellen waren, machten wir mehrmals halt, um eventuelle Nordlichtaktivitäten zu lokalisieren. Leider fanden wir erstmal nicht´s, außer dass stellenweise Nebel aufzog und damit die Sicht wieder behinderte. Wir fuhren also weiter bis zum Walfjord Hvalfjörður. Am angesteuerten Beobachtungsposten und Picknickplatz war bereits eine Gruppe Aurora-Jäger auf Position, eine weitere kam noch nach uns dazu. Ab jetzt hieß es: Kamera einstellen und warten. Das Warten wurde lediglich vom Ruf der Fahrer zu den Getränken und Keksen unterbrochen – und den „Unmengen“ Brennavin, die ich defintiv NICHT erwartet hätte… In der Beschreibung war lediglich von heißem Kakao und Keksen die Rede – ich mutmaße also, dass die Fahrer die Flasche spendiert haben. Vielleicht sollte der Brennavin auch das Trostpflaster dafür sein, dass wir in dieser Nacht keine Aurora Borealis gefunden haben. Jedenfalls machten wir uns kurz nach Mitternacht wieder auf den Rückweg – im Gepäck ein paar Nachtbilder vom Fjord. Gegen 1 Uhr war ich zurück im Hotel und habe dann auch zugesehen, dass ich schnell ins Bett komme. Immerhin wurde ich um halb 9 bereits wieder abgeholt für die Lavatunnel-Besichtigung und in Ruhe frühstücken wollte ich ja auch noch.
Die Österreicherinnen traf ich am Morgen beim Frühstück ein letztes Mal, da die beiden an diesem Tag nach Hause flogen. Meine Sonderabholung hat auch wunderbar geklappt und ich war pünktlich um 10 Uhr an der Raufarhólshellir. Zunächst war ich wirklich die Einzige, die die Extremtour durch den an die Höhle anschließenden Tunnel gebucht hatte. Aber vor Ort stieß dann noch ein Pärchen aus Australien und Neuseeland dazu und so waren wir zu dritt plus unsere junge Führerin. Ich mag das ja sehr gerne, wenn es maximal Kleingrüppchen sind, da das ganze Erlebnis viel intensiver ist, als in einer großen wuseligen Gruppe. Die Standardtour, die aus der Gruppe bestand, die mich aus Reykjavík mitnahm, und aus einer weiteren eines anderen Anbieters, war schnell auf 30 Personen gewachsen. Diese gingen aber auch nur in die Höhle, die den Eingang zum Tunnel darstellt. Mein Grüppchen durchquerte den gesamten Tunnel; wir konnten uns sogar alle drei „Fingerenden“ ansehen. Der Tunnel selbst ist ca. 1.360m lang. An sich ist das keine große Strecke, allerdings durchläuft man den Tunnel auch nicht einfach, sondern klettert und turnt über große und kleine, teilweise sehr scharfkantige Gesteinsbrocken. Deshalb sind hier – am besten gummierte – Handschuhe ein absolutes Muss, wenn man sich nicht die Finger wund scheuern will. Im Tunnel ist es stockdunkel, da das Tageslicht, das durch die Höhlendecke fällt, auch nur bis zum Rand der Höhle selbst reicht. Danach sieht man ohne eine vernünftige Stirnlampe nichts mehr. Für eine Taschenlampe hat man einfach keine Hand frei, wenn man über die Lavabrocken balanciert. Klimatisch ist es angenehm warm, allerdings tropft es ständig von der Decke, wenngleich es dort keine Tropfsteine gibt. Zumindest keine, wie wir sie hier zum Beispiel in der Fränkischen Schweiz kennen. Es gibt dünne Stalagtitchen, die aber leider zum großen Teil bereits von früheren Besuchern abgebrochen wurden. Aus diesem Grund, der Tatsache, dass manche Menschen sehr große Dreckspatzen und einfach teilweise zu naiv sind, sich auf einen dunklen Tunnel ohne Licht einzustellen, ist die Raufarhólshellier nur noch durch Führungen und einem Eintrittsgeld betretbar. Ich kann das absolut nachvollziehen: Auf die Dauer sind ständige Rettungen aus diesem Tunnel einfach zu teuer, nur, weil man wieder meinte, dass die Taschenlampe vom Handy ausreichend wäre – abgesehen von der Reinigung des ganzen Mülls, den einige sehr gerne hinterlassen. Aber ich schweife ab… Der Tunnel selbst ist der Hammer! Nur zu Beginn gibt es Leben in Form von Bakterien, nach einigen Metern ist das aber vorbei und man sieht ausschließlich Lavagestein. Und kleine, dünne „Röhrchen“, die glitzernd von der Decke wachsen. Die verschiedenen Metalle und Mineralien, die durch das aushärten der Magma in Farben auf der Oberfläche sichtbar werden, sind unglaublich. (Leider musste ich feststellen, dass ich für die Höhlen- und Tunnelbilder die falsche Kamera verwendet hatte. Ich dachte, dass meine Lumix TZ81 ausreicht, da sie eigentlich fantastische Bilder festhält. Allerdings ist das Objektiv leider für Dunkelheit oder wenig Licht zu lichtschwach und meine Bilder entsprechend körnig geworden. Das Standardobjektiv meiner Canon 450D hätte mir hier die besseren Dienste geleistet. Aber zu meinen Lernerfolgen in Bezug auf die Nutzung meiner Kameras komme ich am Ende nochmal.) Obwohl die zurückgelegte Strecke innerhalb des Tunnels insgesamt nur ca. 3 km betrug, waren wir gut 3 1/2 bis 4 Stunden unterwegs, bis wir zurück in der Station waren. Dort angekommen, gab es für jeden noch ein Heißgetränk und eine Art „Quarkbällchen“, bevor sich das ozeanische Pärchen wieder auf den Weg machte. Da ich noch eine kleine Wartezeit vor mir hatte, die so ursprünglich nicht geplant war, durfte ich mich weiterhin an den Heißgetränken und dem Gebäck bedienen. Und einen schicken Loop-Schal von „The Lava Tunnel“ bekam ich auch geschenkt. Da ich aber jetzt nicht die ganze Zeit nur im Stationsgebäude verbringen wollte, habe ich noch einen kleinen Spaziergang im Schnee gemacht und meinen beiden Neffen ein paar Schneebilder geschickt.
Auch der Rücktransfer hat wieder wunderbar geklappt und ich war kurz vor 16 Uhr zurück am Hotel. Bevor ich mich aber für den Rest des Abends ablegte, ging ich kurz zum Bonus und holte mir dort eine Kleinigkeit zum Essen: Lachs-Shrimps-Salat, Cracker und Skýr – und noch zwei Tüten Lakkris Perlur mit Kokos…
Als letzte Tat vor dem Lichtausmachen, schrieb ich noch eine E-Mail an Arctic Adventures, ob ich am Montag nochmal eine Chance habe, eine Wiederholung der Polarlichtertour zu machen. Und als ich das Handy weglegen wollte zeigte mir meine Polarlichtvorhersage noch schnell an, dass ich heute Nacht gegen 3 Uhr morgens ja mal versuchen könnte, nach Nordlichtern Ausschau zu halten. Allerdings ist das innerhalb der Stadt so gut wie unmöglich, etwas sehen zu können, da die Lichter viel zu hell sind. Allerdings geschah diesmal das UNGLAUBLICHE: Ich bin tatsächlich plötzlich nachts aufgewacht und ging direkt zu meinem Handy, dass immer bei der Garderobe zum Laden lag. Dort stand auf der Anzeige, dass es jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich wäre, Nordlichter zu sehen. Ich ging also zum Fenster und zog die Vorhänge auf und Blickte hinaus auf die Bucht. Nach ein paar Augenblicken blitzte eine zart gelblich-grüne Welle über dem Wasser und dem schneebedeckten Berg auf der anderen Seite der Bucht. Es war fantastisch! Allerdings realisierte ich es recht nüchtern zu dieser Uhrzeit. Ich war wach, sah es, stellte fest, dass das eine Aurora Borealis war, wartete einen weiteren Moment und schloss die Vorhänge. Dann legte ich mich zurück ins Bett und schlief sofort wieder ein.
Nach einer sehr erholsamen Nacht, ging es auch am Sonntag zeitig los. Mein Tour führt mich heute zuerst zum Geothermalkraftwerk Deildartunguhver, dessen heiße Quelle (100°C!!) das Geothermalbad Krauma speist. Der Weg dorthin führt entlang der Westfjorde und nach den Tunneln rechts weg auf eine offizielle Nebenstraße. Unser Fahrer erzählt einiges über die Straße entlang der Westfjorde, die mit den neuen Tunneln sehr viel Zeitersparnis bringt, da viele offizielle Nebenstraßen gerade im Winter nicht immer gleich gut passierbar sind. Das liegt daran, dass die Ring Road als Hauptstrecke immer freigehalten und dementsprechend als erstes geräumt wird. Die offiziellen Nebenstrecken werden in der Regel nur Dienstag und Freitag geräumt – bis auf diesen Sonntag, da uns doch prompt ein Räumfahrzeug auf entsprechender Straße entgegenkommt. Zu diesem Zeitpunkt bin ich die Einzige, die dem Fahrer zuhört – alle Anderen schlafen in ihren Sitzen. Dabei ist alleine der Sonnenaufgang schon großartig, wenn man im Dunklen startet und während der Fahrt die Sonne die Nacht vertreibt. An der heißen Quelle angekommen erfahren wir, warum inzwischen ein Abstandsgeländer am Quelllauf angebracht ist: Es konnten offenbar einige Menschen nicht glauben, dass kochend heiß auch wirklich kochend heiß bedeutet und haben diverse Gliedmaße hineingehalten… Nachdem uns ein Schwarm Wildgänse überflogen hatte, fuhren wir weiter zu den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss.
Das besondere am Hraunfossar ist, dass es über eine Länge von etwa 700m hunderte kleiner Wasserfällchen sind, die aus dem Gestein des Lavafeldes Hallmundarhraun in den Hvitá fließen. Oberhalb des Hraunfossar liegt der Barnafoss – dieser ist der Auslass des Hvitá. Der Hvitá wird vom Langjökull gespeist und fließt teilweise unterirdisch. Immer mal wieder kommt er an die Oberfläche – so eben mit tosendem Gebrüll am Barnafoss, um dann einige Zeit an Oberirdisch zu fließen und ein fantastisches Bild mit den vielen kleinen Wasserfällen des Hraunfossar abzugeben. Da zu dieser Zeit alles unter Schnee versteckt lag, sah ich vom Lavafeld selbst nicht viel. Dafür aber viele glitzernde Eiszapfen, die sich inzwischen gebildet hatten und darunter floss das Wasser weiterhin in den Fluss. Zwischen den Hraunafossar und dem Barnafoss gibt es eine Brücke, über die man auf die andere Seite gelangen kann, um einen tollen Überblick über beide zu haben. Um die Wasserfälle herum gibt es mehrere Spazierwege, um sich alles ganz genau ansehen zu können. Direkt am Parkplatz gibt es ein Bistro und Toiletten, sowie eine Übersicht über die Routen um die Wasserfälle und einige Informationen dazu. Zum Barnafoss gibt es eine recht tragische Geschichte: Ursprünglich führte ein natürlicher Bogen über den Hvitá oben am Barnafoss. Diese soll eine Mutter aber einreißen lassen haben, die dort während der Weihnachtsmesse ihre zwei Kinder verloren hat. Die Kinder sollen in den Hvitá gestürzt sein. Inwieweit die Sage wahr ist… gute Frage. Was ich aber bestätigen kann: wer dort oben ins Wasser stürzt, hat nicht die besten Karten, wieder lebend aus dem Fluss gezogen zu werden. Deshalb seid gewarnt: Durch die Gischt kann es überall schmierig sein. Also hütet euch, mit dem falschen Schuhwerk – vorallem im Winter – dort Spazierengehen zu wollen! FlipFlops und Sneaker wären hier nicht die beste Wahl.
Nach einer guten halben Stunde ging es dann weiter zu unserem Treffpunkt mit dem Jeep, der uns auf den Langjökull bringen sollte. Die „Talstation“, über die man auch einen Ausflug zur Lavahöle Víðgelmir buchen könnte, betreibt auch das Hotel mit einem Restaurant / Bistro, das einer Art „All you can eat“-Buffet anbietet. Dieses Buffet kann entweder als reines Suppenbuffet (zwei Suppen zur Auswahl!) gebucht werden, inkl. Tee und Kaffee (Wasser kostet in ganz Island in keinem Restaurant/Bistro etwas, es sei denn, man besteht auf Flaschenabfüllung) für ca. 16€, möchte man das Salatbuffet dazubuchen, kostet das ganze ungefähr 20€. Da wir noch etwas Zeit hatten, bevor es auf den Langjökull ging, habe ich mir das Suppenangebot (Lamb Stew und Tomaten-Gemüse) ausgesucht. Die Idee war auch prima, da es dort oben dann doch etwas zugig werden sollte…
Nach gut 40 Minuten war es dann soweit… Da wir nur 6 Personen waren, wurden wir statt mit dem Monstertruck, mit einem Monsterjeep auf den Langjökull gefahren. Man merkte sofort, wann man die eigentliche Straße verließ und dann auf der Gletscherpiste dem Gipfel entgegenfuhr. Ich war sofort an das Sandpistenfahren in Botswana erinnert – nur hier war es eben Schnee. Der Hinweg war auch ziemlich diesig und wolkenverhangen und ohne ein GPS-Navi würde man den Weg auch überhaupt nicht finden. Da wir aber natürlich einen Fahrer hatten, der die Gegend wie seine eigene Westentasche kannte, war das in keinster Weise ein Problem. Unser Guide, der uns dann auch in das von Menschenhand geschaffene Herz des Gletschers führte, hat uns derweil mit Geschichten über Island, seine Bewohner und ziemlich schlechten Witzen versorgt. Als er uns aber von den 13 yule láðs und die Weihnachtskatze erzählen wollte, fiel ständig sein Mirkofon aus – wir werteten dies als Zeichen und beließen es dabei. Allein der Weg war zum Gipfel war bereits ein Erlebnis. Oben angekommen sah man erstmal kaum etwas – ziemlich nebelig. Eine Gruppe, die zu einer Schneemobil-Tour aufgebrochen sind, war auch schon da. Und spätestens hier merkte man, ob man richtig gekleidet war. Der Wind pfeifte einem ordentlich um die Ohren, deshalb sind wir recht zügig in den Tunnel gegangen. Dort drin war es – im Vergleich zu außerhalb – sogar recht angenehm von der Temperatur. Wir wurden zuerst in einen Vorraum geführt, in dem wir erstmal ein paar Steigeisen und eine Sicherheitseinweisung, damit niemand ins Rutschen gerät, auf dem Weg durch den Gletscher.
Die Eishöhle im Langjökull wurde innerhalb von 14 Monaten von Menschenhand geschaffen. Aufgrund der härte des Eises und dadurch, dass man von zwei Seiten begonnen hatte, aufeinander zu die Höhle zu graben, wurde der Tunnel statt rund, ein Herz… Warum habe ich mich ausgerechnet für eine künstliche Eishöhle entschieden, statt einer auf natürliche Weise entstandene? Die die künstlich geschaffenen Wände sieht man schlicht die Eisschichten besser – diese sehen ein wenig aus wie die Jahresringe in Baumstämmen und geben Aufschluss darüber, wie warm oder wie kalt eine Phase war, ob es einen Vulkanausbruch gab, wieviel Schnee gefallen ist und man kann die Bildung von Gletscherspalten beobachten. Der Teil des Gletschers, der einen in diesem Tunnel umgibt, ist ca. 35 Jahre alt – also wirklich nur die obere Spitze. Aktuell wird der Gang noch regelmäßig leicht nachgeschnitten – wer aber selbst einmal diesen Weg gehen möchte, sollte nicht allzu lange warten: In etwa 15 Jahren wird dieser Tunnel wieder sich selbst überlassen werden und sich verschließen. Und das geht erstaunlich schnell. Innerhalb von 4 Jahren presste der kontinuierlich fallende Schnee die Schichten bereits um 60 cm zusammen, sodass ein dazu geschaffener „Beobachtungsgang“ nur noch in der Hocke begangen werden könnte.
Nach ungefähr einer Stunde im Eis, kamen wir zurück an die Oberfläche – und die Sonne schien uns ins Gesicht. Der Nebel hatte sich so weit aufgelöst, dass man die eigentliche Bergkuppe erkennen konnte. Auf unserem Rückweg zur Basisstation hatten wir bestes Wetter… und kamen eine Stunde früher zurück, als wir mit dem großen Truck gebraucht hätten. Da aber zwei aus unserer eigentlichen Gruppe noch im Lavatunnel unterwegs waren, durften wir nochmal zu einem Foto-Stop weg. Und ich sage euch, fantastisch! Die Sonne begann ja bereits wieder unter zu gehen und entsprechend hüllte der Schein alles in eine winterliche Abendstimmung. Dann brachen wir wirklich zum Rückweg auf, sammelten unsere beiden Lava-Höhlen-Forscher ein und Künstlerin, die zu einem Künstlermarkt wollte, der ganz zufällig auch auf unserer Strecke lag. Also machten wir auch dort noch einen ungeplanten Stop, da wir so gut in der Zeit lagen, dass diese letzte Stunde vor Schließung sogar noch drin war. Der Künstlermarkt fand in einer Scheune statt, die zu einer Brauerei (Steðji) gehörte, deren Braumeister ein deutscher Brauer ist. Und dort wurden eben auch seine neuesten Weihnachtskreationen (Bier mit Lakritz oder Kaffee/Schoko-Aromen) zum Testen und Kaufen angeboten. Als man während der Erzählungen im Bus noch mitbekam, dass ich selbst eben Deutsche bin, war natürlich der Biertest eine Pflicht! Es war unglaublich lustig und wirklich interessant: Außer dem Bier war noch eine international tätige Künstlerin hier, die ihre Skulpturen und Bilder ausstellte, Designerkleidung wurde angeboten sowie verschiedene Köstlichkeiten. Das ganze wirkte in dieser eigentlich relativ kleinen Scheune eher wie ein Treffen unter Freunden. Ganz anders, als ich sonst die Künstlermärkte zu Hause kenne. Leider verging diese letzte Stunde sehr schnell und so fuhren wir zurück nach Reykjavík. Unseren Guide und Fahrer befragten wir dann doch nochmal nach den isländischen Weihnachtsgeschichten, mit den 13 Weihnachtsmännern (yule láðs), die die letzten Tage vor Weihnachten nur Unsinn anstellen, deren Mutter der Trollin Grýla, die Eintopf aus bösen und unartigen Kindern kocht und deren Haustier, der „supersüßen“ Weihnachtskatze, die jeden frisst, der zu Weihnachten nicht mindestens ein neues Kleidungsstück vorweisen kann.
Gegen 19 Uhr war ich zurück im Hotel und entschied, nirgends mehr hinzugehen. Vom Bonus hatte ich noch Pizzataschen und Tomaten, das reichte völlig aus für den Abend. Vom Fahrer wusste ich, dass Island gegen Moldawien in der EM Qualifikation spielte, also schaltete ich tatsächlich Mal den Fernseher ein und ließ das Spiel nebenher laufen – Island gewann 2:1, allerdings reichte es leider nicht für die Qualifikation.
Nun brach mein letzter Unternehmungstag in Reykjavík an. Diesmal wollte ich wirklich das eine oder andere Museum besuchen und machte mich gegen 10 Uhr auf den Weg in die Innenstadt. Auf meinem Weg zum Saga Museum, bog ich trotzdem erstmal zur Kathedrale ab, da ich diese bisher nur vage wahrgenommen hatte. Die Kathedrale (Dómkirkja) liegt direkt neben dem Parlamentsgebäude und ist – zu dem, was wir für gewöhnlich als Kathedrale oder Domkirche einordnen – sehr klein und äußerlich für uns eher als Dorfkirche wahrnehmbar. Dennoch ist sie innen wunderschön, schlicht und stilvoll, und wirkt gemütlich. Gemütlich, ein Gefühl, dass man eigentlich nicht in Verbindung mit einem religiösen Gebäude bringt. Dennoch, genau diese Wirkung hat dieses Bauwerk auf mich und ich fühlte mich tatsächlich willkommen und geborgen.
Da mein Ziel – das Saga Museum – im alten Hafen lag, kam ich auf meinem Weg dorthin erstmal an der Settlement Exhibition (Siedlungsausstellung) des Stadtmuseums vorbei. Ich überlegte eine Weile, mir diese Ausstellung anzusehen, entschied mich dann aber doch, dass ich mir das für ein anderes Mal aufhebe und heute eher einfacher aufbereitete Informationen wollte. Also ging ich weiter – vorbei am vermutlich ältesten Haus der Stadt – zum Ende der Landzunge; nur um vor dem Saga Museum doch wieder eine Kehrtwende zu machen und in die Aurora Borealis Ausstellung zu gehen. Das Aurora ist, wie praktisch alle Museen und Ausstellungen in Island, virtuell und interaktiv. Es informiert zu Beginn des Rundgangs über die Geschichten, die sich die Menschen in den verschiedenen nördlichen Regionen der Erde erzählten, woher diese diese Himmelslichter kommen, warum sie erscheinen. Danach wird das ganze wissenschaftlich erklärt, anhand von Computeranimationen und kurzen Filmen gezeigt, wie diese Lichterscheinungen tatsächlich entstehen. Von hier aus geht es in eine Art Kino, mit verschiedenen Sitz- und Liegemöglichkeiten, wo man sich entspannen und die Nordlichter sehen kann, die die Unterhalter der Ausstellung über die Jahre an verschiedenen Orten der Welt filmisch eingefangen haben. Der letzte Bereich der Ausstellung ist ein Raum, in dem Erklärt wird, wie man sich auf eine nächtliche Jagd nach den Nordlichtern vorbereitet, welche Orte geeignet sind und welche Kameraausrüstung benötigt wird, wenn man diese farbenfrohen Lichtwellen einfangen möchte. Ebenso wird erklärt, wie man seine Kamera einstellen muss, damit das auch gelingen kann. Hierzu gibt es sogar eine Art Fotobox, in der man sein Equipment testen kann. Und ich musste leider feststellen, dass meine Lumix TZ 81 leider überhaupt nicht dafür geeinget ist, obwohl diese sehr gute Einstellmöglichkeiten bietet. Das Objektiv dieser Kamera ist einfach für wenig Licht zu lichtschwach und wirkliche Nachtaufnamen sind damit schlichtweg nicht möglich. Ganz im Gegensatz zum Kit-Objektiv meiner Canon 450D. Damit wäre es tatsächlich möglich gewesen – hätte ich dieses Mal die Gelegenheit gehabt, welche fotografieren zu können. Aber man braucht ja auch wieder einen vernünftigen Grund, zurückzukehren, oder? Zu guter Letzt landet man im Ausstellungshop. Dort werden kostenfrei Tee und Kaffee angeboten, damit man noch eine Weile bleibt, um die VR-Brillen auszuprobieren, Spiele zu spielen und vielleicht noch ein Andenken im Shop findet.
Zwischenzeitlich erhielt ich eine Antwort von Arctic Adventures auf meine Frage, nach einer Wiederholungstour. Am Nachmittag würde entschiedenen werden, ob die Touren stattfinden und ob sie mehr Plätze zur Verfügung stellen können, da aktuell die Reservierungen voll sind. (Und um das ganze schonmal vorweg zu nehmen: Es hat für mich leider nicht mehr geklappt, an einer Tour teilzunehmen.)
Kaum ging ich vor die Tür, hätte es mich wieder fast weggeweht. Es zog wieder die eine oder andere Sturmböe auf, die einen ordentlich durch die Gegend schob, wenn man nicht aufpasste. Deshalb waren meine nächsten Ziele die Buchläden der Stadt, da ich ja noch ein Buch mit Gedichten und Erzählungen von Ingibjörg Haraldsdóttir wollte. Als ich mich tatsächlich dann für einen wunderschönen Gedichtband entschieden hatte, der eine Sammlung von verschiedenen Autoren aus verschiedenen Epochen beinhaltete, war ich praktisch schon wieder am anderen Ende der Stadt. Ich war auch schon fast auf dem Weg ins tales.is, als mir einfiel, dass ich mein letztes Abendessen unbedingt im GOTT haben wollte. Also lief ich wieder zurück. Zwischen dem Ende der Fußgängerzone und dem alten Hafen lag ein wenig versteckt in einer Seitenstraße das „GOTT“. Wobei „gott“ auf isländisch nichts anderes bedeutet wie „gut“. Und es war gut. Nein, es war hervorragend! Ich hatte mir in diesem modern-gemütlich eingerichteten Restaurant einen Grilled Spicy Eldfell Burger (mit Salat und Kartoffeln) und – portionsmäßig zusätzlich eigentlich zuviel – Süßkartoffelpommes bestellt. (Ich bekomme direkt wieder Hunger, wenn ich nur daran denke!) Satt und zufrieden machte ich mich im Anschluss also wieder auf den Weg, ans andere Ende der Fußgängerzone. Dabei wurde ich auch fast schon ein bisschen wehmütig, da ich diesen Weg nun das letzte Mal für diesen Besuch gehen würde. Aber ganz am Ende war ich ja nun dann doch noch nicht und da ich auch noch möglichst viel im Tales of Iceland sehen wollte, lief ich dann doch ein wenig schneller. Die ganzen Berichte sagten was von einer netten Stunde, die man für diese Multimedia-Ausstellung brauchte, um alles zu sehen. 90 Minuten vor Schließung kam ich dann auch dort an. Der Betreiber persönlich saß an der Kasse und erklärte den Aufbau. Unten ist eine Garderobe, welche Filme und Erzählungen wo in welcher Reihenfolge und von Wem gezeigt wurden, was man alles ausprobieren sollte und wo die kostenfreien Snacks und Getränke standen. Und dann ging es los. Die Ausstellung findet auf zwei Ebenen statt. Es werden Kurzfilme gezeigt, die entweder verschiedenen Highlights der Geschichte zum Thema haben, international bekannte Persönlichkeiten zeigten oder auch Berichte von Besuchern der Insel, die über ihren Aufenthalt und ihre Begegnungen sprechen. Da aber nur Filme am Ende auch langweilig werden könnten, gab es noch einige Stationen, an denen man Dinge selbst ausprobieren konnte – das meiste davon sehr witzig und nicht allzu ernst gestaltet, wie zum Beispiel die Fotobox*, der Vulkanausbruch und die VR-Brillen. Und – obwohl ich 90 Minuten Zeit hatte und außer mir lediglich ein Vater mit seinem Sohn in dieser Ausstellung war, hätte ich noch viel mehr Zeit darin verbringen können. Ich fand es überaus unterhaltsam und hatte eher etwas mit dem Gefühl von Island zu tun, als mit den reinen Fakten und Daten, die man beispielsweise in der Settlement Exhibition bekommen hätte. Für einen entspannten Abschluss war das genau richtig.
*(Ich hatte eigentlich drei Bilder, eines davon mit einem Drachen – allerdings fand er, dass das nicht seine Schokoladenseite war und hat unser Foto einfach gefressen…)
Tja… nun ging es also zurück zum Hotel. Da ich aber nochmal die beleuchtete Perlan sehen wollte, bin ich nicht auf dem direkten Weg zurück, sondern wieder Richtung Post und nutzte die obere Einflugschneise.
Da mein Pick-up zum Flughafen um 12 Uhr kam, konnte ich also ausschlafen, gemütlich frühstücken und in Ruhe einpacken. Eingecheckt hatte ich bereits am Abend zuvor online. So musste ich am Flughafen selbst nur noch den Tax Refund und den Koffer abgeben. Alles verlief reibungslos und pünktlich. Lediglich mein Flug hatte am Ende 20 Minuten Verspätung, da die Maschine aus Frankfurt vorher verzögert ankam (die Busfahrer in Frankfurt streikten). Der Flug verging – im wahrsten Sinne des Wortes – wie im Flug, da ich mich mit Björgvin, einem sehr netten Isländer (der dienstlich auf dem Weg nach Italien war) unterhalten hatte. Das Einzige, dass nicht so der Knaller war, war das Umsteigen in Frankfurt nach Nürnberg. Da aus irgendwelchen Gründen das Gate gewechselt hat, musste ich nicht nur innerhalb des Gates A einfach zum richtigen Gate nach Nürnberg wechseln, sondern komplett von A nach B. Und wenn man weiß, dass der Flughafen Frankfurt eine eigene Stadt für sich ist, kann jetzt vermutlich schon erahnen, was das heißt… Zuerst fuhren wir 10 Minuten mit dem Bus vom Flugzeug zum Flughafengebäude. Dort musste man nach einigen 100 Metern erstmal drei Stockwerke in die Tiefe. Da hier aber überall Baustelle war, funktionierte nur ein Aufzug, an dem die Schlange dann auch entsprechend lang war. Da ich aber als Handgepäck lediglich meinen Rucksack dabei hatte, entschied ich, die Treppe zu nehmen. Also, drei Stockwerke runter. Unten angekommen musste man ungefähr 500 Meter laufen, um dann wieder drei Stockwerke nach oben zu müssen – auch hier das gleiche Spiel wie in die Tiefe. Ich entschied mich wieder für die Treppe. Und dann läuft und läuft und läuft und läuft man immer weiter die Gänge und Wegweiser entlang, bis man am Ende doch noch das richtige Gate gefunden hat. Zwischen der Treppe und dem Gate bin ich gute 30 Minuten unterwegs gewesen, stellte fest, dass es nur EINEN EINZIGEN Wasserspender auf dieser Strecke gab, an dem man seine Trinkflasche befüllen konnte (Das finde ich ehrlich gesagt für so einen großen Flughafen sehr dürftig!) und kam am Ende doch noch rechtzeitig zum Gate, sodass ich noch etwa 20 Minuten Zeit hatte, nochmal auf´s Klo zu gehen und etwas verschnaufen zu können. Der Flug nach Nürnberg startete pünktlich und ich hatte – wie auch schon auf den Hinflügen – wieder Glück: zwischen Frankfurt und Nürnberg hatte ich die Sitzreihe für mich alleine, zwischen Reykjavík und Frankfurt blieb jeweils der mittlere Sitz leer. Um 21.50 Uhr stand ich wieder auf fränkischem Boden, mein Koffer war 5 Minuten später auf dem Band und tatsächlich saß ich bereits um 22 Uhr bei meinem Papa im Auto, der mich vom Flughafen abholte.
2 thoughts on “Wenn dich die Glücksfee in das Land aus Feuer und Eis schickt…”
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Hallo Jasmin. Sehr cool?. Bin gerade wieder in Island gewesen?. Du hattest wenigstens Glück beim Rückflug. Glaub wir waren 2 Wochen vor dir dort und hatten über 14 Stunden Verspätung beim Rückflug. Wegen eines extremen Sturmtiefs vor Island. Ich kenne den Flughafen also in- und auswendig ?.
Tztztztztz… soviel Freizeit möchte ich auch 😛 Ja, im Novembar hatten wir uns doch zwischen meinem Hin- und deinem Rückflug nur um einen Tag oder so verpasst … Man kann den Flughafen zwar auswendig kennen – aber trotzdem ist irgendwie immer was neues da, wenn man dort ankommt. Die lassen sich da schon a bissl was einfallen – und sei es auch nur, um die Leute durch das „Lauflabyrinth“ vor den Check-In-Schaltern zu lotsen 😀