Tervetuola Suomessa

Endlich! Es hat eine Weile gedauert, aber nun ist es soweit: Auf geht‘s nach Finnland! Und das direkt zu einer sehr kurzen, aber gleichsam besonderen Zeit: die Ruska

Die erste Reise, die ich gebucht hatte, wurde drei Tage später doch wieder abgesagt. Ich war regelrecht frustriert, hatte ich doch bereits feststellen müssen, dass es zwar einige Angebote gab, aber entweder waren sie unbezahlbar oder der Zeitraum war unpassend. Wobei Finnland selbst vorallem auf Winterangebote setzt.
Schlussendlich wurde mein Reisebüro fündig – und das noch besser zu mir passend, als das erste Angebot war: einerseits pauschal (günstiger), andererseits dennoch individuell.

Zu diesem Zeitpunkt schien es perfekt. Ich wusste allerdings noch nicht, dass ich auf dem Flug von Helsinki nach Kuusamo bereits meine nächste Finnlandtour planen würde. Aber dazu zum passenden Zeitpunkt mehr und jetzt erstmal eins nach dem anderen.

Bis zum Zeitpunkt der Abreise im September dauerte es gefühlt ewig, obwohl es reell gerade mal 3 Monate waren. Mein Arbeitspensum im Job tat hier sein Übriges dazu.
Da ich „Rail & Fly“ für die An- und Abreise gebucht hatte, fiel mir irgendwann noch auf, dass die Zugzeiten nicht wirklich zu meinen Flugzeiten passen. Gut, wenn man Freunde vor Ort hat, die einen kurzfristig übernachten lassen.

Als es ans Packen ging, tat ich mir dieses Mal etwas schwerer. In Finnland – auch in Lappland, wo ich starten werde – war es die letzten Wochen wunderbar sonnig und richtig warm. Da aber ab September die Ruska beginnt und sich damit auch das Wetter schnell ändern kann, brauchte ich einige Anläufe, um meinen Lagenlook zu finden. Auch mein Foto-Equipment verursachte mir einiges Kopfzerbrechen, da die Travelzoom bei genügend Licht perfekte Bilder macht, sobald es aber duster oder gar dunkel wird, diese völlig unbrauchbar ist. Man kann zwar alles perfekt einstellen, aber die Linse ist zu lichtschwach. Meine alte und extrem zuverlässige Spiegelreflexkamera macht im Gegenzug hervorragende Bilder in allen Situationen, kann im Umkehrschluss aber keine Videos produzieren und ist natürlich deutlich größer und schwerer.
Schlussendlich habe ich aber trotzdem wieder beide eingepackt und auch das große Stativ – falls mir das Wetter gnädig ist und sich Revontulet („Fuchsfeuer“ – suom. Nordlicht) zeigen würde. Ich muss mir hier in Zukunft definitiv was einfallen lassen – für Rundreisegepäck ist das viel zu unpraktisch…

Das gute an Rail & Fly ist, dass man bereits am Tag vor dem Abflug sich in jeden Zug in die Flughafenrichtung setzen kann. Würden die DB und die Regionalanbieter nun noch dafür sorgen, dass man auch wirklich Gepäck mitnehmen kann, wäre das eine richtig gute Sache… aber das wird wohl noch eine Weile ein Wunschtraum bleiben und eine gelungene Fahrt wird weiterhin von den Mitreisenden abhängen. Und hier hatte ich großes Glück: Alle haben versucht, miteinander das Platzangebot perfekt auszunutzen und sich gegenseitig zu unterstützen, anstelle sich gegenseitig zu behindern. Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis und deshalb halte ich es auch für angebracht, das hier zu erwähnen!
Man hat Fahrräder, Kinderwagen und Koffer so sortiert, dass sich alle auch irgendwie setzen konnten, ein Weg am Ende frei blieb und man unbesorgt auch mal einnicken konnte. Großartig! Und irgendwie ein bisschen magisch in einer Zeit, in der die meisten nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind.

Wie bereits erwähnt, blieb ich bei meiner langjährigen (nächstes Jahr sind’s 30 Jahre!!!) Brieffreundin und ihrem Mann, die mich am nächsten Morgen sogar zum Flughafen brachten.

Ich fliege gerne von Frankfurt aus. Allerdings gibt es zwei Dinge, die mich richtig stören:

  1. Es gibt am ganzen Flughafen nur einen einzigen Trinkwasserspender und der ist im Terminal 1. Das ist echt traurig – vorallem, weil man Geld für 12 oder 24 xbox Konsolen ausgibt, damit sich die Leute beschäftigen können, weil es anscheinend anderweitig nicht mehr möglich ist. Und ja, Steckdosensitzplätze mit Tischchen gibt es auch… Damit verdient man kein Geld, sondern mit Getränken.
  2. Im ganzen Flughafen gibt es nur einen Pfand-Spende-Behälter und der steht an der Schleuse zum Fernbahnhof. Warum stehen die nicht überall?! Dann müsste man vor dem Abflug nicht die ganzen Pfandflaschen, die man ja mehr oder weniger gezwungen wird zu kaufen, nicht wegwerfen.

Aber genug davon. Ich habe die Zeit zum Abflug ganz klassisch mit Lesen verbracht und mich dann im Flugzeug gefreut, beide Sitzplätze für mich zu haben.
Und dann hab ich, obwohl ich für gewöhnlich nur Wasser und Tee trinke, Mustikkamehu (Blaubeersaft) probiert- maaaaan war der lecker: Se olin hyvin maukasta!

Ab sofort steht Mustikkamehu direkt neben Rhabarbersaft auf Platz 1 meiner Lieblingssäfte – und derzeit ein Gläschen davon neben meinem Frühstück.

In Helsinki angekommen, war’s kurzfristig etwas spannend, mein Gate zum Weiterflug nach Kuusamo zu finden. Hier ist es natürlich gut, dass der Flughafen maximal die Dimension vom Nürnberger Flughafen hat und alles sehr kompakt ist – und man dort sogar ab und an auf einen Flug wartet, wenn am selben Tag kein weiterer Anschlussflug innerhalb Finnlands mehr geht.

Die Zeit auf dem Flug nach Kuusamo verging – im wahrsten Sinne des Wortes – im Flug. Eine wirklich wunderbare ältere Finnin, die seit Jahren in Brüssel lebt, saß neben mir und wir unterhielten uns den ganzen Flug über Finnland, seine Vorzüge, Musik, Architektur und das offene Gemüt, um sich auf neues einlassen und das Leben genießen zu können. Während unseres Gespräches wurde mir auch klar, dass mein nächster Besuch in Finnland einen Campervan als Unterkunft haben wird.

Hier muss erwähnt werden, dass weder die Finnen, noch wir Franken große Redner sind. Für gewöhnlich sind wir eher eigenbrödlerisch und reden mit Fremden nur das Nötigste. Aber ab und an trifft man Menschen, bei denen man einfach weiß, man brennt für die selbe Sache und dann gibt es keine gefühlten Grenzen.
Wenn man so will, war das das zweite magische Erlebnis und das auch noch bevor ich meinen Aufenthalt in Finnland begonnen hatte.

Am Flughafen Kuusamo verabschiedeten wir uns und ich hoffe, sie hat gestern ihren Koffer noch erhalten – der Koffer der zauberhaften Finnin kam nicht mit. Wahrscheinlich mochte er das Reisen…

Am Europcar-Schalter wurde ich bereits erwartet. Offenbar war ich die Einzige, die bei diesem Flug ein Auto bei Europcar gemietet hatte. Der Kleinstwagen, den ich gebucht hatte, hatte etwas Masse zugelegt und war am Ende ein neuer VW Polo… Hier konnte ich mein Gepäck mehr als bequem im Kofferraum unterbringen.

Ein Navi hatte ich zum Glück dabei – die Leihgabe eines Freundes. In Finnland zu fahren ist zwar nicht schwer, aber inzwischen merkte ich, dass der Tag lang und manche Abzweigung erst ersichtlich war, wenn man davorstand…

So konnte ich mich auf diese verrückten Rentiere konzentrieren, die mit Begeisterung zum Pieseln auf die Straße gehen oder es schlichtweg dort chilliger zum Laufen fanden. Wie auch immer… sie begegnen einem zu Hauf und man muss wirklich immer damit rechnen, dass sich die Tiere keinen Meter vor Autos fürchten.

Das Wetter war bisher fantastisch und da es in Finnland kaum Straßenverkehr gibt, kam ich mit einer zeitlichen Punktlandung um 19.45 Uhr in meinem ersten Hotel an: Iso-Syöte Arctic Hill Boutique Hotel

Beim Check-in stellte sich dann heraus, dass die Information zu meiner gebuchten Halbpension nicht an das Hotel übermittelt war. Aber alles nicht tragisch – als Saksalainen (Deutsche) hat man ja immernoch einen Papierausdruck der Informationen dabei, die man ja eigentlich alle hinter einer Vorgangsnummer hinterlegt hat … 😉 Also nur fix das Gepäck ins Zimmer gebracht und direkt zum Abendessen gegangen.

Und das Essen ist hier wirklich ganz hervorragend!

An meinem ersten Abend gab es eine unglaublich leckere Pilzsuppe als Vorspeise, als Hauptgang Poronkäristys (geschmortes Rentier, Kartoffelbrei und Preiselbeeren) und als Nachspeise Vanilleeis mit Mustikoita/Herukoita/Hilla (Blaubeeren/Johannisbeeren/Moltebeeren). Ruoka on hyvin maukasta! 💕

Für diesen ersten Tag reicht es jetzt aber und ich falle – nach ein paar Rückmeldungen nach Hause ziemlich erledigt ins Bett.

Wer mich kennt, weiß, dass ich seit 7 Jahren Finnisch lerne, mir aber wahnsinnig schwer tue, mich im Gespräch an die Worte zu erinnern. Ich versuche es also eisern weiter, irgendwie brögglasweis Finnisch in meine Konversation einzuwerfen.
Das zu starten ist hier ziemlich leicht. Es waren zwar noch weitere nicht-Finnen hier in der Gegend – dennoch hielt und hält man mich von Anfang an grundsätzlich für eine Einheimische.
Wenn ich dann also erkläre „Olen saksalainen ja puhun vähän suomea.“, kommen erstmal überraschte Gesichter und dann aber auch wilde und lustige Sprachmischungen in den Unterhaltungen zustande. Ich bin gespannt, wie weit ich am Ende meiner Reise mit meinem Finnisch bin.

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