Macht, Prunk und das Bernsteinzimmer
Wenn die Russen etwas bauen, MUSS es groß sein. Und glitzern. Und ganz viel Pomp – ganz knapp vor kitschig. Mein Hotel liegt hier auf der Insel Vasilievsky, direkt an der Altstadt von St. Petersburg. Unglaublich beeindruckend, wie riesig die Gebäude sind, die meisten (werden) gut erhalten und doch sehr gepflegt. Interessanterweise wird hier weniger von den herrschenden Vorgängern zerstört und tatsächlich weiter erhalten! Natürlich versucht man dann aber das Vorherige zu übertreffen, damit man den bleibenderen Eindruck hinterlassen kann.
Eine der wichtigsten Anlagen ist die Peter und Paul Festung bzw. die innenliegende Peter und Paul Kirche. Früher einfach ein Zugang zum Meer, würde ich trotzdem behaupten, dass es auch zur Machtdemonstration dient – nicht nur, weil man hier früher die Schweden angegriffen hat. In der Kirche wurden – bis auf zwei Zaren – sämtliche Mitglieder der Romanow-Dynastie beigesetzt. Und wer sich zur Mittagszeit dort befindet, sollte gewappnet sein und direkt den Mund aufmachen, wenn er im Hof steht: Punkt 12 wird aus einer der beiden Kanonen ein Schuss abgegeben. TÄGLICH
Ganz nach meinem Geschmack war ja dann der Katharinenpalast… Dort könnte ich durchaus einziehen – nur das mit den Touristenströmen müsste man ändern. Obwohl aktuell Nebensaison ist, war es einfach nur voll und laut. Zur Hochsaison steht man dicht an dicht wie in einer Massentierhaltung und wird durchgeschoben. Es wird auch ganz penibel darauf geachtet, dass man pünktlich zur gebuchten Zeit in den Palast geht – wer zu spät kommt, kommt nicht mehr rein! – und das man nicht länger als absolut notwendig in einem Raum bleibt! Allerdings ist man trotzdem sehr lange unterwegs durch die Räume und schafft vermutlich nichtmal alle, wenn man sich länger als 2 Stunden darin aufhält. Raffiniert fand ich die Eremitage im Park – eine kleine, ganz private Version des großen Palastes (200m lang!). Wenn man keine Lust auf andere Menschen hat, zieht man dort ein. Dort konnte man versorgt werden, ohne auch nur einen Menschen sehen zu müssen.
Und eins noch: Auch wenn das Bernsteinzimmer weder meinem persönlichen Geschmack entspricht, noch das Original ist – es ist beeindruckend! Und besonders beeindruckend, wenn man die Dokumentation gesehen hat, wie es anhand von schwarz-weiß Bildern rekonstruiert wurde! Ein Meisterwerk und eine Meisterleistung!
Ach ja… Falls sich noch jemand an das wunderschöne Service erinnert, aus dem ich in Riga Tee getrunken hab: Im Katharinenpalast oder in der ArtGallery St Petersburg (gegenüber vom Russischen Museum) kann es für 27.500 Rubel erworben werden!