Botswana XI: Die Fortsetzungen: „Pleiten, Pech und Pannen“, „Your adventure starts here“, „Ich glaub, mein Auto piept“
Morgens stehen wir zeitig kurz vor 6 Uhr auf, machen wie immer erstmal Kaffee und Tee und ein kleines Frühstück.
Flo hat über Nacht entschieden, dass er es mit der Flussquerung probieren will, notfalls die Strecke prüfen und abstecken. Gesagt, getan. Nachdem wir unser Camp abgebaut und verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg – zumindest erstmal bis zur „3rd-Bridge“. Flo krempelt die Hosenbeine hoch, nimmt ein paar Stöcke und watet los.
Nachdem alle Markierungen gesetzt waren, haben es Flo und Jenny zuerst durch das Wasser gewagt.
Und im Anschluss Andi und ich 🙂
Äußerst erleichtert darüber, dass wir die fahrbaren Behausungen nicht versenkt haben, machen wir uns erstmal auf zur 4th Bridge. Die anderen Camper haben uns am Abend zuvor berichtet, dass ein Rudel Wildhunde in der Gegend erfolgreich bei der Jagd waren und sich dort wohl die nächsten Stunden nicht mehr wegbewegen würden. Da wir aber den Abend zuvor einfach zu erledigt und zu unsicher waren bzgl. der Wasserquerung, sind wir um diese Zeit nicht mehr gefahren. Inzwischen sind natürlich einige Stunden mehr vergangen und außer einiger sehr deutlicher Spuren hatten wir mit den eigentlichen Wildhunden kein Glück mehr. Sie waren weg.
Ein wenig enttäuscht fahren wir weiter zu den Dombo Hippo Pools. Dort machen wir ein wenig Beobachtungsrast und eine Pipi-Pause – immerhin gibt es dort mitten in der Wildnis eine Aussichtsplattform und eine „beobachtungsfreie“ Toilette!
Paviane, Hippos, ein Elefantenbulle, Vögel und Moorantilopen… Es sieht zwar wenig aus, aber irgendwie ist doch immer etwas los.
Da wir zum Mittagessen aber am North Gate sein wollen, packen wir dann doch nach geraumer Zeit wieder zusammen und fahren weiter.
Wasser sehen wir jetzt öfter auf unserer Strecke, aber wirklich erschrecken tut uns jetzt nicht´s mehr. Schon garnicht, wenn es ganze Ansammlungen von „Glücksklee“ auf der Spiegelfläche gibt
Abgesehen davon war aber der Weg zum North Gate wenig spektakulär und wir erreichen den angestrebten Picknickplatz am frühen Nachmittag. Als wir unser Mittagessen vorbereiten, kommt eine weitere Touristengruppe von Sunways mit ihrem Guide am Platz an, um ebenfalls eine Mittagspause einzulegen. Ein wenig „neidisch“ war man schon auf unsere leckeren Käsewürstchen und den Avocado-Nudelsalat. Und von unseren Autos war der Guide äußerst fasziniert und begeistert.
Bevor wir uns aber nach einem Plausch und mit vollen Bäuchen zu unserem nächsten Camp aufmachen, drehen wir noch eine kleine Runde. Diesmal ging der Loop um eine Grünfläche, auf der einge Dutzend Elefanten grasten – der Wahnsinn! Wir haben sie nicht gezählt, aber unsere Schätzungen lagen irgendwo zwischen 50 und 80.
Da wir aber bis zu unserem Camp noch ca. 20 km zurücklegen müssen, machen wir uns nicht allzuspät wieder auf. Diesmal ist das Ziel Magotho Camp. Von diesem wissen wir bereits, dass das unser spartanischster Schlafplatz wird: ausgewiesene Flächen ohne alles, unter Bäumen und Büschen. Das erste Stück ist auch erfreulich langweilig – es führt uns lediglich durch einen Ort, bis zu einer Abzweigung und einem Hinweis zu einer privaten Lodge. Allerdings behauptet unser Navi ständig, wir seien hier auf dem äh Holzweg. Wie sich herausstellte, kamen wir auch wirklich nicht weiter, da der Weg erstmal durch einen umgestürzten Baum versperrt war. Wir versuchen es also in Richtung der privaten Lodge – auf deren Grund wir auch innerhalb kürzester Zeit standen. Jedoch war das auch das Ende dieses Weges und wir mussten umkehren. Also folgten wir doch dem Navi und damit ein Stück am Khwai entlang – zumindest kleinen Nebenausläufern. Soweit sah das ja alles landschaftlich wirklich super aus -wie im Dschungel -, nur leider gab es sehr wenig Orientierungspunkte, wo die Strecke tatsächlich verläuft. Also standen wir erstmal vor ziemlich tiefen Wasser. Wir wendeten und fuhren nach Anweisung vom Navi einen anderen Pfad, der uns irgendwann zu offensichtlichem Matsch führte. Flo testete an und blieb auch kurzfristig stecken. Glücklicherweise kam er wieder alleine frei und wir versuchten uns irgendwie außenherum nach oben zu schlängeln. Soweit das mit über 5m langen Karren überhaupt möglich ist…
Andi fragte in der Zwischenzeit, was wir denn an Abenteuern bisher noch ausgelassen hatten. Festfahren im Matsch, Italiener ausgraben, Wasserquerungen, Kükenausflug und Baumstämme hatten wir ja schon. Nunja. Die Antwort kam auf dem Fuße: PFFFFFFFFFFFFFFF…. einen Platten hatten wir noch nicht dabei! Sehr filmreif war das, als Flo dezent entsetzt die Meldung darüber über´n Funker von seiner Entdeckung machte, wir stehen blieben, ausstiegen und feststellten, dass wir direkt neben einem Schädelknochen liegengeblieben waren. Im Sand konnte man es so richtig schön beobachten, wie die Luft aus dem Hinterreifen entwich.
Passenderweise fing es inzwische bereits an zu dämmern und wir waren noch bestimmt 8 km weg vom Camp, von dem wir auch noch nicht wussten, wie wir dorthin kommen sollten.
Flo wechselt also den Reifen, Andi, Jenny und ich versuchen die Karte zu lesen, um herauszufinden, wo wir uns genau befinden und ob wir richtig sind. Zwischenzeitlich kommt ein Guide von der privaten Lodge mit seiner Gruppe an uns vorbei. Jenny spricht ihn auch nochmal an um sich zu vergewissern, dass wir richtig sind. Der Guide meinte, grundsätzlich ja, aber vor uns liegt tiefes Wasser. Allerdings hätten wir auch nur die Auswahl zwischen tiefem Wasser und eine unbestimmte tiefe Matsch. Diese Aussage stimmt uns leicht missmutig, deshalb überlegen wir, ob wir nicht doch runter zur Hauptstraße fahren und einen ziemlichen Umweg zum Camp nehmen.
Wir entscheiden uns also für die Hauptstraße und wollen zurückfahren, nachdem der Bushcamper wieder fit war. Unterwegs treffen wir wieder auf die Reisegruppe beim Sundowner. Diesmal winkt er uns und meint, wir sollten jetzt um diese Zeit auf keinen Fall mehr versuchen, zur Hauptstraße zu kommen, da es ja fast schon dunkel ist. Sein dringender Rat lautet: hier auf dieser „Lichtung“ unser nächtliches Camp aufschlagen und erst am nächsten Morgen weiterzufahren.
Unsere Begeisterung dafür hält sich zwar in Grenzen, allerdings wissen wir einerseits bereits, dass nächtliches Fahren durch Wald und Büschen hier sehr schnell lebensgefährlich werden kann und andererseits, wer wären wir denn, wenn wir uns für klüger halten würden, als Menschen, die dort leben.
Also stellen wir unsere Autos dicht beieinander im rechten Winkel, packen nochmal Tisch und Stühle aus und beratschlagen, wie wir mit dieser Situation umgehen sollten. Andi und ich wollten Nachtwache halten – da wir einfach davon ausgingen, dass die Camps eben dazu da sind, dass die Tiere dort an Menschen „gewöhnt“ sind. Es für sie also kein außergewöhnliches Hindernis darstellt – ganz im Gegensatz zu unserem jetztigen Lager, dass diesmal unnatürlicherweise im Weg stehen würde.
Im Gegensatz zu den Tagen, an denen wir einfach nur erledigt oder krank waren, überfordert diese Situation das eine oder andere Gemüt und der unterschwellige Stress entlädt sich schlussendlich in Tränen. Bis wir plötzlich Stimmen hören und Lichter direkt auf uns zusteuern sehen. Es war eine weitere Reisegruppe mit einem extrem wütenden Guide, der uns als erstes anbrüllt „THIS IS NOT AN DESIGNATED CAMPING AREA!!!!“ – Ähm ja, das wissen wir auch und versuchen ihm eigentlich zu erklären, dass wir keineswegs freiwillig hier gestrandet sind und eben auch ein anderer Mitarbeiter seiner Lodge uns dazu geraten hat, es so und nicht anders zu tun. Interessieren tut´s ihn aber nicht und er fällt uns ständig ins Wort. Der für uns wichtigste Satz am Ende war aber, dass er in 15 Minuten zurück sein würde und er uns auf den richtigen Weg zum Camp bringt, wir sollten abfahrt bereit sein. Gesagt getan – wir waren in 10 Minuten fertig und nach exakt 15 Minuten war er ohne die Gruppe zurück. Inzwischen war es übrigens längst stockdunkel und wir versuchten ihm zu folgen. Das war nicht leicht, da er durch die nächtlichen Gefilde wie ein Henker und vom Teufel getrieben fuhr… mitten durch den Schlamm, ein ganzes Stück flussaufwärts durch den Fluss. Das Wasser war inzwischen tiefer als noch tagsüber und wir beteten tatsächlich, dass wir nirgends stecken bleiben würden. Auf der anderen Seite des Flusses angekommen, erklärt er uns noch die restlichen zwei Kilometer bis zum Camp und war auch schon verschwunden. Ab jetzt waren wir allein auf uns gestellt, da auch das Navi aktuell keine Hilfe war. Unsere größte Sorge galt wieder den Kolossen, die uns rammen könnten. Mehr als einmal sind wir direkt an Elefanten und Hippos vorbeigekommen, die uns dezent irritiert beobachtet haben. Und dann sehen wir endlich Licht und Feuer. Wir hatten es bis zur Campsite tatsächlich geschafft.
Da inzwischen unser aller Nerven echt blank lagen, hatten wir keine Lust, unseren gebuchten Platz zu suchen. Die Stellen waren zudem eh völlig mies markiert und durchnummeriert. Also haben wir uns auf schlussendlich auf einem freien Platz breit gemacht und uns ein letztes Getränk gegönnt, damit wir erstmal wieder runterkommen konnten, bevor wir in die Zelte krochen.
Eigentlich dachten wir ja, dass jetzt Ruhe ist und der Tag einfach damit gelaufen wäre – aber falsch gedacht. Kaum haben wir die Augen zugemacht, fängt unter Andi und mir die Alarmanlage vom Hilux an zu Hupen!! Da ich den Autoschlüssel hatte, habe ich erstmal dieses Ding wieder ausgeschalten – wobei mir aber nicht klar war, warum es überhaupt angegsprungen ist. Zuerst durfte ich mir natürlich Witze von meinen Begleitern anhören, warum ich denn auf dem Schlüssel schlafe. Nur, der Schlüssel lag ja mindestens einen Meter weg von mir.
Es war nichtmal fünf Minuten ruhig – da springt dieses blöde Ding schon wieder an! Und dann kommen auch schon die Beschimpfungen der anderen Camper hinterher, ob wir denn nicht mal leise sein könnten. Danke auch – als ob wir es besonders prickelnd finden, wenn dauernd diese blöde Alarmanlage anspringt. Vorallem würde es mir in dieser Situation eher zu Denken geben, warum die überhaupt anspringt. Tendenziell hätte ich vermutet, dass sich gerade ein Tier auf die Motorhaube gesetzt hätte oder sowas. Aber gut, wir haben entschieden, dass Auto bleibt jetzt offen. Die wichtigen Sachen haben wir in die Zelte geholt und dann konnten wir endlich schlafen und den Tag ohne weitere Störungen zu Ende bringen…