Botswana IV: Zum Frühstück mit Giraffen, guck mal, ein Geier auf der Piste und was fressen da eigentlich die Schakale?!
Am nächsten Morgen sind wir zeitig aufgestanden, da uns unser heutiger Game Drive zum Wasserloch am Letiahau (Pan) bringen sollte. Also haben wir bereits kurz vor Sonnenaufgang unsere Zelte zusammengelegt und sind direkt mit den ersten Sonnenstrahlen losgefahren. So früh am Morgen ist richtig viel los in der Savanne, da die kühlen Temperaturen sämtliche tagaktiven Tiere raus an die Wasserlöcher und zur Futtersuche treiben. Riesige Herden diverser Antilopenarten konnte man beim Grasen beobachten. Natürlich trieb es – wie uns auch – einige geführte Game Drives raus, um die Big Five zu suchen. Kurz vor 9 Uhr fielen uns drei dieser Lodge-Fahrzeuge auf, die im Rudel mitten auf der Piste standen und … eine LÖWIN beobachteten, die schnurgerade direkt auf uns zulief! Waren wir aufgeregt! Unsere erste Großwildkatze, alleine, bei einem gemütlichen Morgenspaziergang… Aber dann kam natürlich das, was man so aus dem Fernsehen und diversen Video-Plattformen kennt. Nein, es wurde niemand angegriffen, aber der Grund, warum sowas überhaupt passiert: Die Löwin lief also direkt auf uns zu, allerdings waren wir ihr eigentlich völlig egal. Das Rudel Lodge-Fahrzeuge setzt sich ebenfalls in Bewegung, um der Löwin nachzufahren und sie noch eine Weile beobachten zu können. Das hat die Löwin auch noch keine Spur gejuckt. Bis sich die Fahrzeuge mit aufheulenden Motoren näherten, damit die Löwin „ein bisschen Action“ macht. Einerseits unbeeindruckt, andererseits dezent genervt, biegt die Flauschkatze also richtung Gebüsch und Gras ab. Noch konnten wir sie sehen und haben dann ebenfalls umgedreht, um sie noch ein wenig beobachten zu können. Aber was soll ich sagen… Die Fahrer der Lodges mussten ja ihren zahlenden Touristen zeigen, dass Löwen wilde Tiere sind und haben noch einige Male die Motoren aufheulen lassen. Davon war die Samtpfote allerdings so genervt, dass sie weiter ins hohe Gras und abgedampft ist. Nachvollziebarerweise. Wir waren auch genervt. Warum zum Teufel muss man sowas machen?
Nachdem die Löwin weg war, haben wir uns auch wieder auf den Weg Richtung Letiahau gemacht. Diesmal aber natürlich ziemlich euphorisch, weil wir endlich eine Vertreterin der Pfoten gesehen haben! Nach einigen Kilometern Fahrt haben wir dann auch endlich einige Giraffen zu Gesicht bekommen (Melman hat uns vielleicht angekündigt?!), die genüßlich die Blätter der Akazien von den Ästen geknabbert haben. Prompt haben wir auch eine Einladung zum Frühstück bekommen, die wir selbstverständlich auch angenommen haben…
Nach einer guten halben Stunde haben sich unsere Gastgeber verabschiedet und auch wir haben uns wieder auf den Weg gemacht, das Wasserloch zu finden und noch mehr interessante Bekanntschaften zu machen.
Und wie es so ist, saß dann plötzlich ein Geier mitten auf der Piste – der Weg gabelt sich vor uns um einen großen Busch herum und mittendrin der Geier. Aber wo ein Geier ist, ist ja durchaus meistens noch ein zweiter zu finden… und wenn man Glück hat, auch ein ganzes Nest…
Unser Blick schweift und entdeckt direkt links von uns unter einer Akazie einige Schakale, die irgendwas zu fressen scheinen… Hier kommt der Punkt, an dem wir echt nervös wurden – nicht ängstlich nervös, sondern euphorisch nervös! Denn, was die Schakale dort verputzt haben, war der Rest von einem Kill. Und wo ein Kill ist, sind normalerweise die größeren Raubtiere nicht allzuweit entfernt. Waren sie auch nicht…
Eine zweier WG junger Bachelor-Löwen lag vollgefuttert direkt unter dem Busch vor uns! Wir wurden lediglich zur Kenntnis genommen. Das war okay. Ich brauche es jetzt nicht näher ausführen, wie großartig dieses Gefühl war, vorallem, weil wir diese Begegnung für uns alleine hatten. Es waren weit und breit keine anderen Game Driver unterwegs und wir konnten die beiden so lange beobachten, wie wir wollten. Was wir natürlich auch getan haben…
Irgendwann haben wir uns dann aber doch möglichst leise davongestohlen, weil wir ja auch immernoch ans Wasserloch wollten.
Das Wasserloch selbst haben wir allerdings nie erreicht. Nach einigen Kilometern trafen wir dann auf weitere Game Driver, die wie wir privat unterwegs waren. Sie teilten uns dann mit, dass wir garnicht bis zum Ende durchfahren brauchen, da dass Wasserloch, aufgrund einer defekten Pumpe, seit Monaten ausgetrocknet ist und uns den restlichen Weg dorthin sparen können.
Das war echt blöd, aber wirklich traurig waren wir dann doch nicht – immerhin hatten wir ja „unsere“ Löwen gefunden. Also haben wir nur kurz gehalten für ein kleines Mittagessen und haben uns dann direkt wieder auf den Weg zurück ins Camp gemacht. Natürlich nicht, ohne vorher nochmal bei der Bachelor-WG vorbeizufahren und zu schauen, ob sie noch da sind. Sie waren noch da. Lediglich auf den Rücken gedreht, um uns nochmal die vollgefressene Wampe zu zeigen.
Auch einige der Schakale waren noch da. Die haben sich natürlich in der nachmittäglichen Hitze auch in den Schatten verzogen und ein wenig entspannt.
Diese Nacht blieben wir nochmal in Kori.