Botswana VIII: Ein Ausflug in die Zivilisation, Okavango im Flug, „Etz sind auf der Straße auch noch Küken!! Ich werd wahnsinnig!!!“ – oder: Almost lost in Moremi

Nachdem ich meinen Übermut überstanden hatte und wir unser Camp zusammengeräumt und eingepackt hatten, ging es erstmal zurück nach Maun. Wir mussten für die nächste Etappe unsere Vorräte aufstocken und für den nächsten morgen war ein Überflug des Okavangodeltas mit dem Helikopter geplant.
Aber vorerst zurück nach Maun zum Spar und einkaufen… Es war wirklich seltsam wieder in einer Stadt zu sein, in der am Montagmorgen auch die Läden brechend voll sind! Und ich meine brechend voll – das war in etwa vergleichbar mit einem Werktag, bevor bei uns zwei Feiertage in Folge kommen und dann keine Läden geöffnet haben.
An diesem Montag waren wir knapp acht Tage praktisch komplett von der Zivilisation mit ihrem Stress, dem Lärm und der Hektik weg und wir taten uns wirklich etwas schwer damit, wieder diesen Trubel um uns zu haben.


Nachdem unsere Lebensmittel nun wieder für eine knappe Woche reichen sollten, sind wir noch kurz bei Helicopter Horizons vorbeigefahren, um zum einen unseren Flug für Sonntagmorgen zu bestätigen / zu bezahlen und zum anderen um in Erfahrung zu bringen, welchen Helikopter wir bekommen würden (Wir wollten den BellLongRanger, damit wir alle einen Fensterplatz haben können, mussten uns aber leider mit dem Bell JetRanger 206 begnügen, da der große auf Rettungsmission war.). Wir haben 60 Minuten Rundflug gebucht, aber irgendwie hatten wir das Gefühl, dass die im Office irgendwas verpeilt hatten. Aber gut, Bestätigung und Rechnung haben gepasst, also haben wir uns auf den Weg in die Island Safari Lodge gemacht, in der wir wieder für die Nacht gebucht hatten.
Allerdings haben wir uns diesmal erstmal etwas verfahren in Maun und sind in einem Viertel gelandet, dass uns nicht so ganz geheuer war. Und bis wir da wieder rauskamen… Am Ende sind wir auf einer Viehweide gelandet. Die Kühe waren mittelprächtig beleidigt, also haben wir uns angeschickt, schnellstmöglich zu wenden und den Weg auf die Hauptstraße wiederzufinden. Nachdem wir bestimmt 20 bis 30 Minuten in dem Viertel umhergeirrt waren, haben wir es doch noch geschafft die Hauptstrecke und dann eben auch unsere Unterkunft zu finden.
Dort angekommen haben wir natürlich erstmal unser Gepäck reorganisiert, das Bad ausgiebig genutzt und uns Zuhause gemeldet, dass wir keine Verluste zu vermelden haben. Das wir in der Wildnis keinen elektronischen Anschluss an den Rest der Welt haben, machte den Rest der Welt nervöser, als uns. Zugegeben, keinen ist auch geschwindelt, aber extrem teuer – wir haben selbstverständlich ein Satellitentelefon gemietet für den äußersten Notfall – aber abgesehen davon: nix – nada – niente – ei mitään…


Beim Abendessen haben wir die Küche gebeten für uns eine Kleinigkeit für das Frühstück vorzubereiten, dass wir morgens entweder mitnehmen oder schnell verzehren konnten, da wir um 7 Uhr schon am Flughafen in Maun sein mussten. Der Chef meinte noch, dass man uns etwas vorbereiten würde, dass wir nachher schon mit auf´s Zimmer nehmen können; wir sollten einfach gegen halb 10 nochmal herkommen. Für uns war das sowieso kein Problem, da wir nur am Restaurant WLAN-Zugang hatten und noch ein paar Sachen erledigen wollten, bevor wir uns dann in die Betten verkrümeln würden.
Wir haben also Fotos gesichert, mit Zuhause telefoniert / geschrieben / gechattet und meiner Patin ein schönes Ständchen als Überraschung für ihren Geburtstag am kommenden Sonntag aufgenommen. Wir waren kaum fertig, als dann tatsächlich die Küche die „Kleinigkeiten“ für uns rausgebracht hat. KLEINIGKEITEN. Falls ihr denkt, dass ich euch jetzt was von labbrigen Sandwiches erzähle, irrt ihr gewaltig! Tatsächlich mussten wir in Etappen unser Zeug erstmal wegbringen, weil wir wunderschön angerichtete Platten mit Wurst, Käse, Schinken, Salami und Rohkost bekommen haben – der Brotkorb mit Brot und Brötchen war selbstverständlich auch dabei. Außerdem gab´s eine Schale mit Butter und Marmelade, Joghurt, Obstsalat, Müsli und Milch. Tee und Kaffee hatten wir bereits in den Chalets. Nachdem wir die Schüsseln, Platten und Kännchen zu Jenny und Flo ins Chalet balanciert hatten, sind wir auch direkt in die Betten gefallen – um 5.30 Uhr war Weckruf!
Natürlich haben wir unser Frühstück nicht komplett geschafft. Aber das war ja auch kein Problem, die Brote und Brötchen wurden als Sandwiches für später eingepackt. Also, schön warm angezogen und alles an Gepäck wieder zurück in die Autos und los ging´s zum Flughafen Maun.
Bevor wir dann in die Wartehalle durften, mussten wir nochmal die Sicherheitskontrolle passieren. Da wir aber in dem Sinn ja kein Gepäck mitnahmen, ging das natürlich fix.


Nur ein bisschen Ausrüstung für die Foto-Safari…


Und da Bilder mehr als 1000 Worte sagen…



Leider war die Zeit im Helikopter viel zu schnell wieder vorbei – und noch mehr leider im wahrsten Sinne des Wortes: Unser Pilot Tom hatte den falschen Timetable für uns und hat uns nach 48 Minuten bereits wieder abgsetzt… Es war natürlich kein Weltuntergang – okay, doch, es war für uns schon ein bisschen wie Weltuntergang -, aber ganz preiswert ist so ein Rundflug ja auch nicht, deshalb hat sich Jenny bei der nächsten Gelegenheit mit dem Office in Verbindung gesetzt und die Sache klären können. Wir haben den zuviel bezahlten Betrag recht zügig zurückerstattet bekommen. Unabhängig davon war der Rundflug natürlich ein unvergessliches und einmaliges Erlebnis, dass ich jedem nur empfehlen kann, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt!
Kaum waren wir zurück bei den Autos, ging es auch direkt weiter zur Tankstelle und zu den Butcher Boys, wo wir noch die letzten köstlichen Rindersteaks und Käsewürstchen geholt haben. Falls ihr mal nach Maun kommt und euch selbst versorgt: Geht unbedingt zu den Butcher Boys! Beste Fleischqualität zu einem sagenhaften Preis smiley

Nächster Halt: Moremi!
Naja, genaugenommen war der nächste Halt bereits auf dem Weg nach Moremi bei einem Basket Store. Dort haben wir uns in die Korbwaren und Schmuckstücke verliebt… allerdings hat nur Andy am Ende für seine Liebste Zuhause ein paar tolle Ohrringe mitgenommen – wir wussten einfach nicht, wie wir die Körbe im Ganzen nach Hause bringen sollten. Immerhin sind wir noch zehn Tage auf Safari.
Die Fahrt bis zum Vet Fence war auch recht unspektakulär – nur der Weg bis zum Gate wurde wieder spannend. Man konnte sich nämlich nur noch aussuchen, wie breit und tief das Wunschloch im Boden ist, Ausweichen war nicht drin. Da die Strecke so unübersichtlich (?!) war, weil man immer so halb im Boden verschwunden ist mit den riesigen Kisten, musste man sogar mit Beleuchtung fahren, damit man Gegenverkehr noch rechtzeitig wahrnehmen konnte. Als wir am Gate angekommen waren, haben wir erstmal entschieden, eine Mittagspause im South Gate Camp einzulegen. Und kaum hatten wir unser Picknick ausgepackt, waren wir auch schon umzingelt von Eichhörnchen und Yellowhorns, die unbedingt etwas abhaben wollten. Offenbar wurden diese Tiere nicht unregelmäßig von anderen Touristen gefüttert, da sie kaum noch Scheu gezeigt haben – und die Verteidigung des eigenen Tellerinhaltes echt anstrengend wurde! Irgendwann hatten wir es aber doch geschafft satt zu werden und haben alles für die Weiterfahrt zusammengepackt. Jenny wollte nochmal fix auf´s Klo, dann sollte es losgehen. Sollte. Flo, Andy und ich standen noch bei den Autos und warteten, als wir Jenny rufen hörten. Flo sollte doch bitte endlich mal rumkommen. Flo machte sich auf, Andy und ich blöde Witze und dann kam Flo wieder an und lacht. Andy und ich gucken doof, was denn so lustig ist: Jenny war in der Toilettenkabine eingesperrt und kam nicht mehr raus! Wir dachten zuerst, Flo macht einen Scherz – dem war aber nicht so.
Die Schlossfalle hatte sich derart im Rahmen verhakt, das absolut nichts zu machen war. Zuerst haben wir noch versucht, Jenny durch das Kabinenfenster zu bekommen, das war aber zu schmal und zu hoch. Dann hat Flo versucht, die Tür von außen irgendwie aufzubekommen – auch gescheitert. Schlussendlich hat es Jenny geschafft, mit einem Multitool (hatten wir in mehrfacher Ausführung im Gepäck) das Türschloss von innen auszubauen und dann ganz normal wieder durch die Tür die Toilettenkabine zu verlassen. Das Spektakel hat bestimmt 15 bis 20 Minuten gedauert – auch schon deshalb, weil wir derart über diese Situation lachen mussten und uns kaum auf Details konzentrieren konnten wie Schraubenzieher auf die Schrauben aufzustecken.
Nachdem wir glücklicherweise niemanden zurücklassen mussten, ging´s dann auch endlich weiter nach Third Bridge.
Streckentechnisch hat sich hier dann gezeigt, dass die Route vom Schwierigkeitsgrad geschickt gewählt war. War die Kalahari im Verhältnis einfach nur sehr eng, um zwischen den Büschen durchzufahren, dafür war aber die Piste effektiv sehr fest mit wenig anspruchsvollem Terrain. Magkadigkadi wurde da dann mit dem tieferen Sandgebiet schon anspruchsvoller – aber spätestens jetzt war Schluss mit lustig. Ständig überraschende Wechsel und Kombinationen von tiefen Gräben, Löchern und Tiefsand fordern körperlich alles ab. Hinzu kam noch, dass unser GPS-Navi nun ständig den Satelliten verloren hat und wir uns selbst mit unseren zusätzlichen GPS-Geräten und persönlichen Koordinaten-Aufzeichungen zurechtfinden mussten. Das war soweit auch in Ordnung… bis wir einen Tipp einer anderen geführten Reisegruppe für eine großartige Löwenrudel-Sichtung bekommen haben. Wir sollten etwas abseits der Hauptroute zu einem Camp fahren – am Leberwurstbaum dann rechts. Die Route haben wir uns drei bis viermal erklären lassen und wiederholt, bevor wir aufgebrochen sind. Der Leberwurstbaum war auch schnell gefunden, der Weg rechtsrum auch, der mitten durch hohes grünes Gras führte. Ganz einfach war es zwar nicht, da es wirklich keine ausgefahrene Piste war, trotzdem haben wir das besagte Camp gefunden. Und dann .. war´s das. Da wir die genannten Merkmale um das Camp nicht finden konnten, fanden wir das Löwenrudel nicht. Und weil sich unser Navi auch längst verabschiedet hatte, beschlossen wir, zurück zur Hauptstraße zu fahren und uns auf den Weg in unser Camp in Third Bridge zu machen. Dies war aber garnicht so einfach. Wie gesagt, unser Navi hatte sich längst verabschiedet und sich nur noch im Kreis gedreht, sofern es überhaupt ein Signal gefunden hat.
So gingen wir erstmal in Moremi verloren.
Wir hatten absolut keine Ahnung, wo genau wir uns befanden. Überall nur Grün. So versuchten Andy und Flo mit unseren eigenen GPS-Trackern und Notizen erstmal herauszufinden, dass wir uns nicht im Kreis und auch nur in eine Richtung bewegten. Jenny hat das Navi beschworen und ich bin gefahren und versuchte, irgendwelche markanten Punkte zu finden, an denen wir uns orientieren konnten. Auf unserer Suche fanden wir allerdings erstmal ein Hippo. Mitten im Grün und mit einer Moosdecke auf dem Rücken. Eine Antilope war auch dabei.


Nachdem wir hier erstmal einen kurzen Stop eingelegt hatten, um die Szenerie etwas zu beobachten, hatte sich kurzfristig – und auch nur für einen Moment – unser Navi zurückgemeldet und auch die Aufzeichnungen der Koordinaten der Jungs bestätigt. Wir hatten also endlich wieder eine grobe Richtung, wohin wir fahren mussten, um zurück zum Hauptweg zu gelangen. Also verloren wir keine weitere Zeit und haben uns wieder auf den Weg gemacht. Nach einigen Minuten fanden wir dann endlich wieder die „Waldregion“ und… eine Fleckenhuhnmama, die mit ihren Küken einen gemütlichen Spaziergang auf dem Weg machte. Das war zuviel. Wir hatten zwar keine Panik, unsere Nerven waren dennoch angespannt, da wir ja nur eine begrenzte Zeit hatten, um unseren Weg zurück zu finden und eben dann auch noch ins Camp fahren mussten. Jedenfalls erreichte Andy und mich ein verzweifelter Funkspruch von Flo „Jetzt sind da auch noch KÜKEN!!!… Ich werd WAHNSINNIG!!!“ – Andy bemerkte es kaum, schrieb weiter seine Koordinaten, Jenny nutzte einfach die Zeit um diese unglaublich süßen Küken zu fotografieren und ich… ja, ich hab einen Lachanfall bekommen. Das hat mir erstmal ein wenig Unverständnis von meiner Gruppe eingebracht. Aber diese Szene war einfach derart skurril, dass ich mich kurzfristig nicht mehr eingekriegt habe.
Von hier aus dauerte es aber nur noch wenige Minuten, bis wir wirklich zurück auf der Hauptstrecke waren und auch unser Navi uns die Gnade erwiesen hatte, uns die Strecke zum Camp zu zeigen. Dafür begann jetzt der Wettlauf gegen die Zeit (wir haben inzwischen ca. 16 Uhr) und dem Sonnenuntergang (ca. 18 Uhr) – die Streckenbeschaffenheit hat uns oft keine schnellere Geschwindigkeit als 10 bis 25 km/h erlaubt.


Unser Glück war aber dann doch wieder, dass um diese Uhrzeit nur noch eine rote Kuhantilope unterwegs war und wir dann doch im Verhältnis gut vorankamen.
Richtig spannend wurde es auch nochmal, als wir an die First und die Second Bridge kamen, die wir auf dem Weg zum Camp überqueren mussten. Wir ihr euch vorstellen könnt, waren das keine steinernen breiten Brücken…


Bei der Überfahrt hat man einfach das Gefühl, dass die Brücke mit einem vorwärts rollt. Vielleicht ist das ja auch wirklich so, da die Balken tatsächlich nicht starr befestigt sind und nachgeben können, damit da locker 3 Tonnen drüber fahren können.
Wir haben es zeitlich auch noch rechtzeitig ins Camp geschafft, und dass obwohl wir unterwegs noch eine kleine Elefantenfamilie gesehen haben.
Diese Nacht hatten wir einen Platz etwas abseits aller anderen, aber dennoch direkt an einem Sanitärgebäude. So praktisch, wie es war, war es des Nachts leider etwas lauter, wenn die anderen Campbewohner zu den Sanitäranlagen gefahren sind.
An diesem Abend ging es Jenny auch nicht mehr allzu gut, weshalb wir uns auch zeitig in die Zelte verkrochen haben. Ich selbst wurde in der Nacht wach, nachdem mich mein inneres Alarmsystem aufgrund von Geräuschen auf unserem Stellplatz geweckt hat. Wie sich dann herausstellte, ging es Jenny überhaupt nicht gut und sie musste dringend an die frische Luft…

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